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Ausgabe:

Juni/2010

Spalte:

684-685

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

[Gnilka, Joachim]

Titel/Untertitel:

Neutestamentliche Exegese im 21. Jahrhundert. Grenzüberschreitungen. Für Joachim Gnilka. Hrsg. v. Th. Schmeller.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 2008. 409 S. gr.8°. Lw. EUR 52,00. ISBN 978-3-451-29933-9.

Rezensent:

K.-W. N.

Die durch ein Vorwort des Herausgebers und Gnilka-Schülers Thomas Schmeller (Frankfurt am Main) sowie ein Grußwort von Friedrich Kardinal Wetter eingeleitete Festschrift zu seinem 80. Ge­burtstag ist bereits die zweite, die dem bekannten Münchner Neutestamentler gewidmet wurde (vgl. Vom Urchristentum zu Jesus, hrsg. von H. Frankemölle und K. Kertelge, Freiburg 1989). Die engagierte, überaus produktive und auch ökumenisch ausgerichtete Arbeitsweise des Geehrten spiegelt sich in den Autoren der Festschrift, zu denen auch evangelische Neutestamentler gehören (O. Bö­cher, O. Merk, H. Hübner). Die beiden einzigen englischsprachigen Aufsätze stammen von denselben Verfassern, die schon zur Festschrift von 1989 beigetragen hatten (J. Lambrecht, S. Brown).
Mit dem Stichwort »Grenzüberschreitungen« möchte der Herausgeber einem Anliegen des Geehrten Rechnung tragen, das sich in seinen jüngeren Publikationen zeige (z. B. Bibel und Koran, 2004; Der Nazarener und der Koran. Eine Spurensuche, 2007). Solches »Bemühen, die üblichen Grenzen der Exegese zu überschreiten … geht unterschiedlich weit«, wie der Herausgeber einräumt (7). Es zeigt sich jedenfalls kaum in der Auswahl der Autoren, die meist professionell-akademische Neutestamentler sind, und nur partiell in den Rubriken, in welche die inhaltlich in keiner Weise aufeinander bezogenen Einzelstudien eingeordnet sind:
I. Methodik und Hermeneutik (u. a. H. Frankemölle mit scharfer Kritik an der »kanonischen Exegese« und einem ihrer Vertreter: Joseph Ratzinger, sowie D. Dormeyer mit einer narrativen Analyse von Lk 15,11–32), II. Antiker Kontext (nur die Beiträge von D. Zeller zum Sühnetod Jesu und P. Egger zu Tacitus und Lukas gehen näher auf diesen ein), III. Wirkungsgeschichte (u. a. T. Schmeller zu 2Kor 3 bei Tertullian und Markion und O. Böcher zu Einflüssen der Apk auf die Sakralarchitektur), IV. Religion und Philosophie (u. a. H.-J. Klauck zu Kierkegaard, F. Mußner zu Heidegger und H. Hübner zu dem buddhistischen Philosophen Keiji Nishitani), V. Kirchliche und gesellschaftliche Praxis (darin zwei Aufsätze aus der Religionspädagogik: M. Schiefer Ferrari zu Kindern als Exegeten, H. Schneider zu Jugend, Religiosität und Neuem Testament). Die Themen reichen von rein textinternen exegetischen Studien (J. Lambrecht zu Röm 7,1–6) bis hin zu eher »anwendungsorientierten« biblischen Besinnungen (F. Jung zu Joh 4,15, F. Zeilinger zu Gal 4,12–20 und 2Kor 12,7–11).
Leider fehlen jegliche Register und Verzeichnisse. Nicht einmal über die Autoren erfährt man mehr als ihre Namen. Innerhalb der deutschsprachigen Zunft der Neutestamentler wäre das vielleicht auch nicht notwendig, aber hilft es bei den angestrebten »Grenzüberschreitungen«? Mich würde z. B. durchaus interessieren, in welchen Kontexten Luis Ángel Montes Peral lebt, arbeitet und seine Bücher schreibt (vgl. 355, Anm. 1), der mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für eine neue Zuwendung zur Gottesverkündigung Jesu eintritt (Zurück zum Vater Jesu Christi. Auf der Suche nach einem neuen Paradigma, 355–380).