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Ausgabe:

Mai/2010

Spalte:

620-621

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Meyer-Blanck, Michael, u. Sebastian Schmidt [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Religion, Rationalität und Bildung.

Verlag:

Würzburg: Ergon 2009. 249 S. m. Abb. gr.8° = Studien des Bonner Zentrums für Religion und Gesellschaft, 5. Geb. EUR 42,00. ISBN 978-3-89913-680-7.

Rezensent:

Ch. G.

Der Band enthält die Beiträge eines vom 31. März bis zum 2. April 2009 vom Ökumenischen Institut der Evangelisch-Theologischen Fakultät Bonn und dem Bonner »Zentrum für Religion und Gesellschaft« veranstalteten Symposiums. Er schließt thematisch an die im vorausgehenden Jahr primär der Auseinandersetzung mit Josef Ratzingers Regensburger Rede gewidmete Ringvorlesung »Religion und Rationalität« an, die im vorhergehenden Band der Reihe veröffentlicht wurde (s. die ausführliche Besprechung in ThLZ 134 [2009], 1108–1110, durch Klaus von Stosch) – jetzt mit dem Fokus auf dem Bildungsthema.
Ausgangspunkt der Tagung war die Frage: »Stimmt es, dass die (christliche) Religion auf dem Hintergrund der in der Moderne entstandenen staatsbürgerlichen und schulischen Rationalität wirklich bei sich selbst ist und dass sie als solche wirklich zur Bildung beiträgt?« (8). In drei großen Kapiteln sind die insgesamt 18 Beiträge angeordnet, deren Quintessenz die knappe Einleitung durch die beiden Herausgeber für eilige Leser präsentiert.
Im ersten Durchgang werden »Religion und Rationalität als Bildungsfaktoren« thematisiert. Besonders der gelehrte Beitrag des Marburger Religionspädagogen Bernhard Dressler legt hier durch ein entschiedenes Aufgreifen des Pluralismus als Grundbedingung heutiger Bildungsprozesse ein tragfähiges Fundament. Bildung eröffnet demnach den Zugang zu unterschiedlichen »Lesarten« (Blumenberg) der Welt, die in jeweils anderer Bedeutung bestehen, aber nicht hierarchisch zu ordnen sind. So kommt auch religiöser Bildung eine unverzichtbare Bedeutung zu, indem sie einen auf andere Weise nicht gewinnbaren Zugang zur Welt erschließt.
Der zweite Teil nimmt einzelne in der europäischen Bildungstradition entwickelte Perspektiven in den Blick. Beiträge u. a. aus Thessaloniki, Prag und Budapest, aber auch aus judaistischer Sicht weiten dabei den Horizont in erfreulicher Weise. Dies wird dann im dritten Teil »Religion und Rationalität im europäischen Bildungswesen« weiter vorangetrieben und konkretisiert, insofern hier u. a. Studien zur Situation religiösen Lernens in einzelnen Ländern vorgelegt werden (Schweiz, Italien, Polen, Ostdeutschland).
Insgesamt liegt so ein sehr facettenreicher Band vor. Seine Lektüre lohnt sich sowohl für bildungstheoretisch als auch für an der europäischen Integration interessierte Pädagogen und Religionspädagogen.