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Ausgabe:

Januar/1997

Spalte:

26 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Saßmann, Christiane Karin

Titel/Untertitel:

Die Opferbereitschaft Israels. Anthropologische und theologische Voraussetzungen des Opferkultes.

Verlag:

Frankfurt a. M.-Berlin-New York-Paris-Wien: Lang 1995. 280 S. 8°. = Europäische Hochschulschriften, Reihe XXIII, Theologie 529. Kart. DM 84,­. ISBN 3-631-48247-7.

Rezensent:

Horst Seebass

Die lange brachliegende Aufarbeitung der priesterlichen Gesetzgebung und speziell ihrer Opfergesetze ist im vollen Gang. Wer sich dafür zu interessieren vermag, findet bekanntlich außerordentlich scharfsinnige neuere Studien mit z. T. spannenden Differenzen bei der Interpretation gewichtiger Einzelheiten. Wer wie der Rez. in die Kommentierung des Buches Numeri in-volviert ist, nimmt daran lebhaften Anteil.

Das vorliegende Büchlein, das aus einer im Sommersemester 1994 zu Bochum angenommenen Dissertation erwachsen ist, gehört nicht zur eben angesprochenen Feldforschung. Es ist, wie Vfn. vermerkt (11), aus der Predigttätigkeit erwachsen und soll aus der Interpretation der atl. Voraussetzungen für die Opfer, aus der der Opfer selbst und ihrer prophetischen Kritik sowie aus der Interpretation des Todes Jesu selbst als eines Opfers Anregungen für eine Stärkung der Opferbereitschaft in der gegenwärtigen Situation der Kirchen erarbeiten. Entsprechend heißen die beiden letzten Sätze zu den möglichen Konsequenzen (176): "Soll in diesem Sinne wirklich etwas erreicht werden, wäre nun nach dem Ort zu fragen, an dem das Dargelegte in die Praxis umgesetzt wird. Dieser Ort wäre auf jeden Fall zunächst einmal der liturgische Ausschuß einer Landeskirche."

Der Rez. vertritt das Konzept einer exegetisch betriebenen biblischen Theologie mit Überzeugung. Insofern vermag er das von H.Graf Reventlow betreute Unternehmen uneingeschränkt zu begrüßen. Zweierlei möchte man der Autorin attestieren: 1. Sie schreibt erfrischend, indem sie durch die einschlägigen Teile des Hypothesenwirrwarrs der atl. Wissenschaft eine Schneise zu den sie interessierenden Sachverhalten schlägt. 2. Das Literaturverzeichnis und die Anmerkungen beweisen, mit welchem Fleiß und Engagement die Arbeit geschrieben ist.

Jedoch kann der Rez. nicht verschweigen, daß es ihm trotz manches Lobenswertem schwer fällt, das Büchlein zu lesen. Dies mag daran liegen, daß er ein eingefleischter Exeget ist. Die Arbeit ist aber wohl nicht für Exegeten und Exegetinnen bestimmt (dürfte sonst z. B. von J. Milgrom zur Sache nur ein einziger Titel im Literaturverzeichnis erscheinen?) Der Ort der Arbeit ist wohl eine gehaltvolle Vermittlung in die Praxis. Da solche Vermittlung zweifellos eine angesichts wachsenden Kulturverlusts ebenfalls wachsende Aufgabe ist, möchte Rez. der Studie wünschen, daß sie auf fruchtbaren Boden fällt.