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Ausgabe:

April/2010

Spalte:

457-461

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Vogt, Peter [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Zwischen Bekehrungseifer und Philosemitismus. Texte zur Stellung des Pietismus zum Judentum.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2007. 128 S. 8° = Kleine Texte des Pietismus, 11. Kart. EUR 14,80. ISBN 978-3-374-02456-8.

Rezensent:

Andres Straßberger

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Dann, Christian Adam, u. Albert Knapp: Wider die Tierquälerei. Frühe Aufrufe zum Tierschutz aus dem württembergischen Pietismus. Hrsg. v. M. H. Jung. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2002. 124 S. 8° = Kleine Texte des Pietismus, 7. Kart. EUR 12,80. ISBN 978-3-374-01988-5.
Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von: Sonderbare Gespräche zwischen einem Reisenden und allerhand andern Personen von allerlei in der Religion vorkommenden Wahrheiten (»Der Passagier«). Hrsg. v. H. Schneider. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2005. 160 S. 8° = Kleine Texte des Pietismus, 9. Kart. EUR 16,80. ISBN 978-3-374-02108-6.
Seidel, Christoph Matthäus: Pietistischer Gemeindeaufbau in Schönberg/Altmark 1700–1708. Hrsg. v. P. Schicketanz. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2005. 112 S. 8° = Kleine Texte des Pietismus, 10. Kart. EUR 14,80. ISBN 978-3-374-02320-2.
Schimmelmann, Adeline Gräfin: Streiflichter aus meinem Leben am deutschen Hofe, unter baltischen Fischern und Berliner Socialisten und im Gefängnis, einschließlich »Ein Daheim in der Fremde« von Otto Funke. Hrsg. v. J. Ohlemacher. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2008. 152 S. m. Abb. 8° = Kleine Texte des Pietismus, 12. Kart. EUR 16,80. ISBN 978-3-374-02622-7.


Die im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus von H.-J. Schrader, G. Balders und Ch. Windhorst herausgegebene Reihe »Kleine Texte des Pietismus (KTP)« ist seit dem Erscheinen des ersten Bändchens im Jahr 1999 am Buchmarkt fest etabliert. Nicht zuletzt die von M. Matthias edierten »Lebensläufe August Hermann Franckes« (KTP 2) haben sich mittlerweile als unentbehrliches Instrument der Pietismusforschung erwiesen. Entsprechend den Veröffentlichungsgrundsätzen der Reihe sollen in ihr »Vordenker der unterschiedlichen Strömungen und Epochen des Pietismus zu Wort« kommen. In Form von Einzelschriften, Sammlungen und Blütenlesen soll damit »Epochemachendes, kulturgeschichtlich und poetisch Reizvolles präsentiert« werden. »Greifbar werden so wesentliche Quellen des pietistischen Einflusses auf Philosophie, Sprache und Literatur, Dichtungstheorie, Musik, bildende Kunst, Medizingeschichte, Diakonie, soziale Theo­rie oder praktische Sozialarbeit« (alle Zitate aus dem Editorial, das in jedem Heft am Ende abgedruckt ist). Dass in der Reihe der »weite«, von der Historischen Kommission offiziell vertretene Pietismusbegriff zur Anwendung gelangt und damit ein wissenschaftlich durchaus umstrittenes Pietismusverständnis publikationspolitisch protegiert wird, stellt ein Grundsatzproblem dar, das hier nicht weiter diskutiert werden kann. Bislang liegen insgesamt zwölf Hefte vor. Von den zuletzt erschienenen sollen im Folgenden fünf angezeigt werden, die den skizzierten Publikationsgrundsätzen in unterschiedlicher Weise gerecht werden.
In KTP 7 (Redaktion: Ch. Windhorst) präsentiert der Herausgeber M. H. Jung als reizvolle Frucht seiner Beschäftigung mit Nebenwegen der Kirchengeschichte drei frühe Textdokumente zum Tierschutz aus dem württembergischen Pietismus. »Früh« heißt in diesem Kontext: 1822 bis 1838. Zwei Textbeiträge haben Ch. A. Dann, einer hat A. Knapp zum Verfasser. Es ist zweifelsohne verdienstvoll, bei diesem nach wie vor aktuellen Thema auf diese zwei wichtigen Stimmen des württembergischen Pietismus aus der ersten Hälfte des 19. Jh.s hinzuweisen und sie durch die Edition ins Gespräch zu bringen. Denn die Stellungnahmen Danns und Knapps sind in der Tat gut geeignet, eine kulturhistorisch gewei­tete Sicht auf kirchengeschichtlich relevante Diskurslagen ihrer Entstehungszeit zu befördern. Bedauerlicherweise werden die beiden Tierschützer und Theologen vom Herausgeber einer stark verengten Lesart unterworfen, die sie ganz einseitig auf das tatsächliche oder vermeintliche »pietistische« Erbe des Tierschutzgedankens fixiert.
Die zahlreichen von Jung selbst markierten Hinweise auf das hohe Überschneidungspotential von aufklärerisch-rationalistischen und pietistisch-erwecklichen Traditionen bleiben dabei reine Behauptung und werden in keiner Weise transparent. Warum geht Jung im Kommentarteil und im Nachwort den Hinweisen auf das pietistische Erbe Danns akribisch nach, nicht aber dem aufklärerischen Erbe? Wieso sind Danns Textzitate aus dem »Volksaufklärer« J. H. Jacobi zwar ausführlich nachgewiesen, in ihrer ideengeschichtlichen Relevanz für Danns Position aber gänzlich unerörtert geblieben (89 f.)? Warum sind die diversen Textparallelen mit Liedern »rationalistischer« Gesangbücher im Kommentarteil zwar belegt (z. B. 89 zu 28,1–7; 91 f. zu 32,31), an keiner Stelle aber in die Interpretation einbezogen? Wieso wird eine Textzeile, in der Dann vom Spazierengehen in der freien Natur redet, ausgerechnet als Ausdruck »einer den späten Pietismus und die Erweckungsbewegungen mit der Romantik verbindenden Naturfrömmigkeit« (86 zu 10,24) erläutert, nicht aber als eine Verbindungslinie zur aufklärerischen Naturfrömmigkeit? Die Antwort auf diese und viele ähnliche Fragen ist – so scheint mir – doppelter Natur. Einerseits neigt Jung irrtümlich dazu, den neuzeitlichen Tierschutzgedanken eindimensional auf Spener und die von ihm ausgehende pietistische Traditionslinie festzulegen und damit für den Pietismus zu beanspruchen (vgl. dafür insbesondere M. H. Jung: Tierschutzpredigten und Tierschutzvereine in Dresden. In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte 6 [1999], 83–96). Andererseits will Jung das Andere, Querstehende, (Volks-)Aufklärerisch-Rationalistische im Pietismus Danns (und Knapps) offenbar gar nicht wirklich zur Kenntnis nehmen, weil es das geläufige Bild vom »württembergischen Pietismus« stören könnte. Niemand wird bezweifeln, dass z. B. Danns Theologie stark von Bengel und Oetinger beeinflusst ist. Aber gilt das damit auch automatisch für dessen Tierschutzgedanken? Eine Leseinstruktion des Nachworts teilt zu dieser Problematik Erhellendes mit (114): »Wer Danns und Knapps Schriften gegen die Tierquälerei heute ohne Vorkenntnisse liest, kommt nicht sofort auf den Gedanken, dass die Autoren im Pietismus verwurzelt waren. Die erste Assoziation, die sich beim Lesen einstellt, ist die der Volksaufklärung. … Nur wer genau liest und die biblisch-theologische Begründungslinie verfolgt, bemerkt den spezifisch pie­tistischen Hintergrund der drei Tierschutzschriften.« Im Ergebnis dieser »genauen«, man kann auch sagen: geistes- und ideengeschichtlich tendenziösen, weil pietismusfixierten Lektüre werden Dann und Knapp zu zwei pietistischen »Bahnbrechern der Tierschutzidee« (119) deklariert, deren aufklärerisches Erbe völlig im Dunkeln bleibt. Damit fällt die kirchengeschichtliche Einordnung der beiden Autoren sowohl hinter H.-M. Kirns Studie zu Pietismus und Spätaufklärung bei J. J. Ewald (1998) als auch hinter (die von Jung selbst zitierten) Studien U. Gäblers zu Erweckungspredigern des 19. Jh.s (1991) zurück.
Zwar wird man die in KTP 9 (verantwortlicher Redakteur: H.-J. Schrader) edierte Zinzendorf-Schrift aus dem Jahr 1739 nicht zu den Kerntexten des Vordenkers der Herrnhuter Brüdergemeine rechnen können. Tatsächlich kommt in ihr aber eine Vielzahl religiöser Themen zur Sprache, die Zinzendorfs Stellung zu diesen beleuchten, was ein einleuchtender Grund für die Entscheidung ist, gerade diesen Text in die Reihe aufzunehmen. Problematisch bei einer auf weitere Kreise berechneten Lektüre scheint mir allerdings zu sein, dass überdurchschnittlich viele literarische und theologiegeschichtliche Anspielungen den Text durchziehen. Selbst ein kirchengeschichtlich halbwegs vorgebildeter Leser ist daher genötigt, permanent zwischen Text- und (dem auffallend umfangreichen, von H. Schneider allerdings vorzüglich erstellten) Kommentarteil zu pendeln. Die Gefahr, das historische Argumentationsniveau der Schrift zu unterlaufen und stattdessen in eine erbauliche Lektüre abzugleiten, ist groß. Auch die literarische Form des »Gesprächs« mit seinem holzschnittartig gezeichneten Personal steht einer sachbezogenen Erschließung des Textes m. E. eher im Wege. Das mustergültige Herausgebernachwort, das wesentliche Textdimensionen zu erschließen hilft, verstärkt allerdings den Eindruck, weniger einen Epoche machenden denn vielmehr einen kulturgeschichtlich reizvollen Text in der Hand zu halten, der insbesondere im Blick auf Zinzendorfs Lutherrezeption und insofern zwar für eine wichtige, aber gleichwohl recht spezielle theologiegeschichtliche Fragestellung von besonderem Interesse ist. Zur Einführung in die Theologie Zinzendorfs, z. B. für Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen, erscheinen die »Sonderbaren Gespräche« aus den genannten Gründen weniger geeignet.
Zu den kirchen- und kulturgeschichtlich interessanten Texten ist zweifellos auch der Bericht des pietistischen Pfarrers Ch. M. Seidel (1668–1723) zu zählen, den dieser 1708, kurz vor einem Pfarrstellenwechsel, für seinen Amtsnachfolger in Schönberg/Altmark hinterließ. Wie der Rückentitel des Heftes (verantwortlicher Re­dakteur: Ch. Windhorst) verheißt, zeichnet Seidels Bericht »ein höchst plastisches Bild pietistischen Gemeindeaufbaus«. Der Re­zensent stimmt mit dem Herausgeber darin überein, dass hier eine wirklich interessante (Selbst-[!])Beschreibung der pastoralen Praxis eines pietistischen Pfarrers aus der Frühzeit des Pietismus in Kur­brandenburg vorliegt, deren leichte Verfügbarkeit für alle an der Sachthematik Interessierten durch die Edition nunmehr gewährleistet ist. Ob hier allerdings tatsächlich das Bild eines »pietistischen Gemeindeaufbaus« gezeichnet wird, wie der Titel des Heftes einschränkungslos verkündet, darf bezweifelt werden. Der Herausgeber (oder der Redakteur?) scheint dies selbst zu wissen, schreibt er doch auf dem Rückentitel des Hefts im unmittelbaren Anschluss an obiges Zitat: »Es zeigt sich, dass kaum spezifische pietistische Aktivitäten wie Konventikelwesen, Bekehrungsversuche u. ä. stattfinden, weil Pfarrer Seidel alle Hände voll zu tun hat, eine geordnete gottesdienstliche Gemeindearbeit aufzubauen.« Da dies so ist, muss der Titel des Bändchens m. E. als Irreführung des Lesers bzw. als (ebenso gravierender wie ärgerlicher) kirchenhistorischer Irrtum bezeichnet werden.
Nach Meinung des Rezensenten hätte schon ein schlichtes Fragezeichen hinter dem Titel die Möglichkeit eröffnet, eine überfällige Debatte über Formen und Inhalte pietistischen Gemeindeaufbaus in historischer Perspektive anzustoßen (z. B. im Vergleich mit A. H. Franckes Aktivitäten der ersten Glauchaer Jahre; dazu V. Albrecht-Birkner: Francke in Glaucha, 2004; vgl. ThLZ 133 [2008], 394–396). Diese Chance wurde leider vertan, allzumal das Nachwort, das die Biographie Seidels auf wenigen Seiten bestenfalls schattenhaft umreißt, erhebliche Wünsche offen lässt. Über Seidels vorausgehendes Pfarramt im kursächsischen Wolkenburg (1691–1700), in dem dieser ähnlich Francke versuchte, eine rigorose Kirchenzucht durchzusetzen, erfährt der Leser z. B. nur auf dem Wege ebenso einseitiger wie geglätteter Mitteilungen des gedruckten Lebenslaufs der Leichenpredigt. Eine die Wolkenburger Amtspraxis betreffende umfangreiche Akte des Archivs der Franckeschen Stiftungen wird vom Herausgeber zwar notiert, aber nicht weiter ausgewertet und schon gar nicht für die Frage nach Kontinuitäten und Brüchen in Seidels »pietistischem Gemeindeaufbau« fruchtbar gemacht. Solche muss sich der Leser selbst erarbeiten, u. a. im Gespräch mit den Ergebnissen einer Auswertung der genannten Akte durch T. McIntosh, die mittlerweile an leider recht entlegenem Ort publiziert wurde (Pietism, Ministry, and Church Disci­pline: The Tribulations of Ch. M. Seidel. In: Politics and Reformations: Histories and Reformations. Essays in Honor of Th. A. Brady Jr./ed. by Chr. Ocker, Leiden 2007, 397–424).
Sofern man nach der Lektüre von McIntoshs Ausführungen geneigt ist, Seidels Wolkenburger Amtsjahre im Vorzeichen eines Gemeindeaufbaus zu sehen, der die Bezeichnung »pietistisch« verdient, stellt sich noch einmal verstärkt die Frage, was an der Schönberger Gemeindearbeit dann das eigentlich »Pietistische« war. Die für Seidel wie für den gesamten Pietismus pauschal und rechtfertigend behauptete »Hinwendung zur Bibel« (100) war es jedenfalls nicht, selbst wenn dieses wohl unausrottbare Klischee zum Kernbestand einer etwas unkritischen Pietismusforschung gehört.
Der von P. Vogt herausgegebene Band mit gedruckten Stellungnahmen des Pietismus zum Judentum (verantwortlicher Redakteur: H.-J. Schrader) vereint 13 Texte und Textauszüge von elf der Pietismusforschung wohlbekannten Autoren. Diese decken ein weites Spektrum des kirchlichen, herrnhutischen und radikalen Pietismus ab. Die vorgenommene Textauswahl wird reflektiert und begründet und ist als repräsentativ einzuschätzen. Auf die Wiedergabe einer Stellungnahme Zinzendorfs in dessen »Sonderbaren Gesprächen«, die der Textsammlung als besonders wichtiger Text zur Sache ursprünglich einverleibt werden sollte, wurde aufgrund der bereits erfolgten Edition in KTP 9 (s. o.) verzichtet. Der Entstehungszeitraum der Texte umfasst die Zeit von 1693 (H. Horch) bis 1764 (S. Lieberkühn) und konzentriert sich – kirchenhis­torisch plausibel – auf die Kernzeit des deutschen Pietismus in der ersten Hälfte des 18. Jh.s. Die Einleitung in die Texte bzw. die Kommentierung der Texte erfolgt sachkundig und konzentriert; das Nachwort führt problematisierend in die komplexe Materie ein und zeichnet wichtige Sachzusammenhänge nach. Die wichtigste, auch neuere Sekundärliteratur wird verzeichnet. Alles in allem liegt eine kostengünstige, wissenschaftlich nutzbare Blütenlese mit ausgewählten Texten zum Thema »Judentum und Pietismus« vor, die für Lehre und (Selbst-)Studium hervorragend geeignet ist. Sowohl Intention als auch Vorzüge der Reihe werden hier auf vorbildliche Weise repräsentiert.
Zuletzt erschien als Heft 12 (verantwortlicher Redakteur: Ch. Windhorst) die 1894 zuerst in dänischer, dann aber noch im selben Jahr in deutscher und 1896 schließlich auch in englischer Sprache veröffentlichte Lebensbeschreibung der »erste[n] deutsche[n] Evan­gelistin«, Adelaide Karoline Luise, genannt »Adeline« Gräfin Schimmelmann (1854–1913). Deren Autobiographie als »Text des Pietismus« zu lesen, bereitet dem Rezensenten einige Mühe und hat mit dem Pietismusbegriff der Reihe zu tun. Der Text selbst ist solide transkribiert, die Kommentierung jedoch unvollständig. Beispielsweise findet sich nichts erklärt zu »Herrn G. Jensen, Abgeordneter für Baelum« (14,6). Außerdem hätten unter den erwähnten zeitgenössischen Zeitungsberichten (15,20–22 mit Anm. 2) we­nigstens die Artikel im »Socialdemokraten« recherchiert und nachgewiesen werden können. Und wer ist eigentlich der zweimal angeredete »Herr Justizminister« (16,16; 16,20)? Leider trägt das außerordentlich knappe Nachwort (141–144) nur wenig zur zeitgenössischen Einordnung des Lebens und Wirkens der Protagonistin bei. Über den Grund (die Gründe) ihrer Verhaftung und »Einsperrung« (offenbar ein entscheidendes Motiv für die Erstpublikation der Lebensbeschreibung) erfährt der Leser nur das, was die subjektiven, kommentatorisch unvollständig erschlossenen Ausführungen der Betroffenen bzw. ihrer Freunde und Unterstützer mitteilen. Das spezifische Interesse der neueren genderorientierten Kirchenhistoriographie am Leben und Werk der Gräfin spiegelt sich zwar im hilfreichen Verzeichnis der Sekundärliteratur (138–140), wird durch den Herausgeber aber ansonsten nicht weiter thematisiert. Problematisch erscheint auch, dass der Textabdruck insgesamt weniger historischen als vielmehr praktisch-theologischen Interessen geschuldet ist. Ohlemacher beklagt das Vergessens der »Protagonist[i]n der Evangelisation«: »Verstärkt wurde diese Tendenz [sc. des Vergessens] durch das generelle Desinteresse wissenschaftlicher Theologie – mit Ausnahmen – und kirchenleitender Organe wie großen Teilen [sic!] der Pfarrerschaft an dieser Grundaufgabe der Kirche [sc. die Evangelisation].« (144) Es mag sein gutes theologisches Recht haben, erbaulich-konfessorische Lebensbeschreibungen wie die vorliegende unter zeitdiagnostischen Aspekten zu lesen. Doch hätte der Rezensent es begrüßt, wenn entsprechend dem Editorial der Reihe bei der Textedition die leserorientierte Erschließung historischer Kontexte stärker im Vordergrund gestanden hätte.