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Ausgabe:

Februar/2010

Spalte:

228-229

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Dirscherl, Erwin, u. Christoph Dohmen [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Glaube und Vernunft. Spannungsreiche Grundlage europäischer Geistesgeschichte.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 2008. XII, 452 S. gr.8° = Forschungen zur europäischen Geistesgeschichte, 9. Lw. EUR 56,00. ISBN 978-3-451-29892-9.

Rezensent:

I. U. D.

Der Band dokumentiert eine internationale Tagung über »Glaube und Vernunft im Kontext der universitas litterarum«, die vom 17. bis 19. Juli 2007 an der Universität Regensburg stattfand und ganz durch den Bezug auf die Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt XVI. im Jahr zuvor geprägt war. In fünf Sektionen werden von 22 Autoren in der Regel lesenswerte Überlegungen zu folgenden Themenbereichen vorgetragen: Griechischer Geist und biblischer Glaube: Antike, Christentum und Europa; Glaube, Vernunft und Toleranz; Die Folgen der Aufklärung; Vernunft und Vernunftkritik; Theologie im Kontext der Wissenschaften; Die Bedeutung der Heiligen Schriften. Ein Autorenverzeichnis und ein (unpaginiertes) Personenregister schließen den Band ab.
Die Themenpalette ist zu weit, um dem Band eine klare Kontur zu geben. Nicht immer stimmen die Ankündigungen des Vorworts auch mit den abgedruckten Texten überein: Dass in der Sektion »Glaube, Vernunft und Toleranz« auch jüdische und muslimische Referenten beteiligt worden seien, lässt sich nicht erkennen. Das Gespräch wird fast durchweg im katholischen Binnenraum ge­führt. Damit stellen sich Selbstverständlichkeiten ein, die aus anderer Sicht alles andere als selbstverständlich sind: Vom Verständnis der Gottebenbildlichkeit (109 ff.) über das von Vernunft und Glaube (235 ff.) bis zu dem von Schrift und Offenbarung (367 ff.) bleibt alles in nie in Frage gestellter Weise katholisch bestimmt. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Glaubens- und Vernunftkonzeption der Papstrede oder eine Beachtung der kritischen Anfragen auch von protestantischer Seite sucht man vergebens; nur wenige Beiträge wie A. Speers Ausführungen über »Benedikts XVI. Unbehagen am Mittelalter« (63 ff.) oder B. Kluns Plädoyer für ein theologisches Ernstnehmen der Postmoderne (175 ff.) bilden hier eine Ausnahme. Der Band dokumentiert ein Heimspiel – beeindruckend in der Weite der behandelten Themen, aber auch bedrückend in der konfessionellen Engführung ihrer Behandlung.