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Ausgabe:

Februar/2010

Spalte:

211

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Arndt, Andreas, Barth, Ulrich, u. Wilhelm Gräb [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Chris­tentum – Staat – Kultur. Akten des Kongresses der Internationalen Schleiermacher-Gesellschaft in Berlin, März 2006.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 2008. X, 746 S. gr.8° = Schleiermacher-Archiv, 22. Geb. EUR 138,00. ISBN 978-3-11-019663-4.

Rezensent:

I. U. D.

Vom 26.–29. März 2006 fand an der Humboldt-Universität zu Berlin, Schleiermachers langjähriger Wirkungsstätte, der 3. Internationale Kongress der Schleiermacher-Gesellschaft statt. Die Themen Christentum – Staat – Kultur stecken die Felder ab, auf denen sich Schleiermacher an der 1810 neu gegründeten Universität besonders betätigt hat. Die Preußische Bildungs- und Universitätsreform wurde durch ihn entscheidend mitgeprägt. Seit 1813 hat er fünfmal Vorlesungen über ›Politik oder Staatslehre‹ gehalten, in denen er nachdrücklich für die Autonomie von Religion und Wissenschaft und die Begrenzung der Machtbefugnisse von Staat und Politik in diesen Fragen eintrat. Seine Geselligkeitstheorie und Kulturphilosophie, die der Kunst eine zentrale Rolle im bürgerlichen Leben zuwies, hat wesentlich zur theoretischen Durchdringung der Ausdifferenzierung von Staat und Gesellschaft beigetragen.
Die Beiträge des umfangreichen Bandes konzentrieren sich auf alle drei Bereiche, in denen Schleiermacher in Berlin bleibende Spuren hinterlassen hat. Elf Beiträge zum Christentum, elf Beiträge zum Staat und neun Beiträge zur Kultur gehen detailliert und facettenreich diesen Spuren nach – in zeitgeschichtlichen Hori­zonten und wirkungsgeschichtlichen Perspektiven, aber auch im Weiterdenken der systematischen Probleme, die sich durch Schleiermachers Beiträge in diesen weitgespannten Feldern stellen. Register, die helfen könnten, den umfangreichen Band zu erschließen, fehlen bedauerlicherweise. Dafür gibt es einen Anhang, der einen besondern Schatz bietet: eine bislang unbekannte, von Wolfgang Virmond edierte Nachschrift von Schleiermachers Konfir­mandenunterricht, die erst in den 70er Jahren des vergangenen Jh.s in Berlin durch Zufall gefunden wurde. Sie gibt ausführlich die Fragen und Antworten wieder »Aus dem Religionsunterrichte des Professors Fr. Schleiermacher. Von Ostern 1830 bis Ostern 1832«. Wer wissen will, was Schleiermacher in diesen beiden Jahren im Konfirmandenunterricht behandelte, wird hier auf manche Überraschungen stoßen. Schon deshalb lohnt es sich, diesen Band gründlich zu studieren.