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Ausgabe:

Dezember/2009

Spalte:

1328–1330

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Holst, Søren

Titel/Untertitel:

Verbs and War Scrolls. Studies in the Hebrew Verbal System and the Qumran War Scroll.

Verlag:

Uppsala: Uppsala University Library 2008. 178 S. gr.8° = Studia Semitica Upsaliensia, 25. Kart. SEK 185. ISBN 978-91-554-7245-0.

Rezensent:

Johannes Friedrich Diehl

Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine im Jahr 2004 an der Universität von Kopenhagen eingereichte Dissertation. Untersucht wird das hebräische Verbalsystem in den Texten von Qumran an­hand der sog. Kriegsrolle (1QM). Im Hintergrund steht dabei unter anderem eine textlinguistische Analyse, die auf den Arbeiten von W. Schneider (nach H. Weinrich), E. Talstra und A. Niccacci einerseits und R. E. Longacre, D. A. Dawson und B. Rocine andererseits beruht.

Der eigentlichen Untersuchung in Kapitel 2 (The Verbal System of the War Scroll) ist ein Forschungsüberblick über die bisherigen Untersuchungen zum hebräischen Verbalsystem vorangestellt (Kapitel 1). Es folgt in Kapitel 3 eine Überprüfung der Thesen der Arbeit an Ex 25–30. Das 4. Kapitel, in dem der Vf. seine Ergebnisse noch einmal zusammenfasst, beschließt die Untersuchung.

In Kapitel 2 geht der Vf. zunächst der Frage nach, welcher Textsorte 1QM zuzuweisen sei, und kommt zum Ergebnis, dass die Präformativkonjugation (PK) ca. 186 Mal, Afformativkonjugation (AK) mit Waw ca. 67 Mal, AK ohne Waw ca. 55 Mal und PK mit Waw zwölf Mal belegt ist. Dies entspricht den Vorkommen von Verbformen in be­sprechenden Texten (vgl. Schneider) bzw. discourse (Kapitel 2.1). Dabei sind in der Kriegsrolle grundsätzlich zwei Textformen des discourse zu unterscheiden, zum einen der instructional discourse, zum anderen der hortatory discourse (Kapitel 2.2). Sodann fragt der Vf., welche Verbformen in nicht-narrativen Texten das Haupttempus (main-line oder backbone) und das Nebentempus (off-line) bilden (Kapitel 2.3 und 2.4). Nach Longacre sei das Haupttempus in nicht-narrativen Texten das perfectum consecutivum, ein erstes Nebentempus das Imperfekt, nach Schneider gelte hingegen das Umgekehrte. Eine Untersuchung des instructional discourse belege aber weder die eine noch die andere Sicht, vielmehr gelte: »what distinguishes the two forms seems to be word order rather than their ›function‹ in the sentence or their semantic content of tense, mood, aspect etc., the weqatal always being clause initial, the yiqtol never« (96).

In den folgenden Kapiteln werden die restlichen Verbformen untersucht: Kapitel 2.5 AK mit Waw copulativum (kein Vorkommen in 1QM); Kapitel 2.6 AK ohne Waw; Kapitel 2.7 Narrativ, Kapitel 2.8.1–2.8.4 Modalformen mit PK; Kapitel 2.9 Imperativ; Kapitel 2.10 Partizip; Kapitel 2.11 Infinitive (2.11.1 constructus und 2.11.2 absolutus); Kapitel 2.12 Conclusion.

X-AK (Kapitel 2.6) ist im hortatory discourse breiter belegt als im instructional discourse, wo es kaum (sechs Belege) vorkommt. Hier drückt es Handlungen aus, die vor der Haupthandlung eingetreten sind (ob es sich dabei um zukünftige oder vergangene Sachverhalte handelt, spielt keine Rolle), im hortatory discourse drückt es hingegen in der Regel »recovered information, or in other words, past tense, not only relative to the time of utterance but to the events or states indicated by the discourse« (102) aus. Einfache AK kommt insgesamt nur dreimal in 1QM vor. Ebenfalls kommt der Narrativ (Kapitel 2.7) erwartungsgemäß selten vor (der Narrativ ist ein Tempus der erzählenden Rede nach Schneider), insgesamt gibt es nur drei eindeutige Belege der Form. In Kapitel 2.8.1 wird zu­nächst die These Niccaccis (Niccacci, A., The Syntax of the Verb in Classical Hebrew Prose, JSOT.S 86, Sheffield 1990, 94) diskutiert, satzeinleitende PK sei immer jussivisch, PK in Zweitstellung hingegen indikativisch. Für satzeinleitende PK (Kapitel 2.8.1) gibt es allerdings nur einen Beleg, der diese These nicht eindeutig zu stützen vermag. Auch die Untersuchung von PK mit Waw (Kapitel 2.8.2) zeigt, dass satzeinleitende PK nicht unbedingt jussivisch zu verstehen ist. אל+PK (Kapitel 2.8.3) und לא+PK (Kapitel 2.8.4) entsprechen dem biblischen Gebrauch (לא+PK meist in 2. Person, also verneinter Imperativ). Jussivischer Gebrauch von אל+PK liege wahrscheinlich in 1QM XI,9 f. vor. In Kapitel 2.9 (The Imperative) diskutiert der Vf. die These Niccaccis (94 f.), dass X-PK nach Imperativ immer jussivisch, nach Perfectum consecutivum immer indikativisch sei. Das Partizip (Kapitel 2.10) ist im hortatory dis­course überwiegend (81 %) nominal, im instructional discourse zu einem hohen Prozentsatz (41 %) prädikativ. Letzteres steht entweder in Umstandssätzen oder führt die Haupthandlung einfach fort. Die Satzteilfolge Subjekt – Prädikat sei dabei die übliche, in nur sechs Fällen liege die Satzteilfolge Prädikat – Subjekt vor.

Der Arbeit sind ein Literaturverzeichnis sowie ein Autoren- und Stellenregister beigegeben.

Einschlägige deutschsprachige Arbeiten nach 1975, die an dem einen oder anderen Punkt hilfreich wären, werden leider kaum zur Kenntnis genommen.