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Ausgabe:

Oktober/2009

Spalte:

1132–1133

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Heimbrock, Hans-Günter, and Christopher P. Scholtz [Eds.]

Titel/Untertitel:

Re­ligion: Immediate Experience and the Mediacy of Re­search. Interdisciplinary Studies in the Objectives, Concepts and Methodology of Empirical Research in Religion.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007. 283 S. mit 5 Abb. gr.8° = Research in Comtemporary Religion, 1. Geb. EUR 59,90. ISBN 978-3-525-60434-2.

Rezensent:

Martin Rothgangel

Es ist eines der herausragenden Kennzeichen von Hans-Günter Heimbrock, Praktischer Theologe an der Universität Frankfurt am Main, dass er gezielt den internationalen Diskurs führt. Ein Ausdruck dessen ist auch dieser Band, den er gemeinsam mit Chris­topher P. Scholtz als Herausgeber verantwortet und mit dem er zugleich die neue Reihe »Research in Contemporary Religion« eröffnet, welche darüber hinaus von Daria Pezzoli-Olgiati (Zü­rich), Bryan P. Stone (Boston), Heinz Streib (Bielefeld), Claire Wolfteich (Boston) und Trygve Wyller (Oslo) herausgegeben wird. Ihm liegen im Wesentlichen überarbeitete Beiträge des internationalen Symposions »Phenomenon and Experience. Interdisciplinary Symposium on Empirical Research in Religion« zu Grunde, das im Oktober 2005 in Frankfurt stattfand (vgl. 11 f.280) und an dem europäische, US-amerikanische sowie südafrikanische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Theologie, Philosophie, Kultur­an­thropologie sowie Religionspsychologie, -philosophie und -wissenschaft teilnahmen.
In der Einleitung der beiden Herausgeber (»Religious Experi­ence, Empirical Research and the Quest of Immediacy«, 7–18) wird die in der Überschrift genannte Problemstellung u. a. mit Rekurs auf F. D. E. Schleiermacher, H.-G. Gadamer, M. Heidegger, R. War­show, G. Lukacs und W. James skizziert, welche von folgender Grundspannung gekennzeichnet ist: »on the one side direct experience, on the other side analytic distance« (7). Dabei hat »die Berufung auf Erfahrung als Signatur moderner Wissenschaft … gerade darin ihre Pointe, ›Erfahrungswissenschaft‹ als kritische Brechung naiver religiöser Unmittelbarkeit zu betreiben« (279), wie es in der deutschen Zusammenfassung am Ende dieses Bandes zu lesen ist.
Der Band enthält vier Kapitel mit jeweils drei Beiträgen. In dem ersten Kapitel »Religion, Culture an Cultural Theory« (19–75) reflektiert Bryan P. Stone (Boston) die Relevanz populärer Kultur für die empirische Forschung in Praktischer Theologie, Andrea Bieler (Berkeley) bedenkt das Verstehen religiöser Erfahrungen im Ritual und Timo Heidegger (Mainz) erörtert die Herausforderung der Un­mit­telbarkeit in der Alltagskulturforschung. Im zweiten Kapitel »Reconstructing the Rationale of the Empirical in Theology« (77–157) finden sich Beiträge von Johannes A. van der Ven (Nijmegen) zur reflektierten Komparativität in der Religionsforschung, von Trygve Wyller (Oslo) zum Einfluss der Phänomenologie auf die Analyse christlicher Sozialarbeit sowie von Hans-­Günter Heimbrock zur Rekonstruktion gelebter Religion. Das dritte Kapitel »Dis­cussing the Notion of Experience« (159–211) thematisiert in den Beiträgen von Gesche Linde (Frankfurt), Thomas M. Schmidt (Frankfurt) sowie Jaco S. Dreyer (Pretoria) u. a. anhand von Ch. S. Peirce und J. Habermas epistemologische und kulturtheoretische Prämissen. Im vierten Kapitel »Discussing Research Methods« (213–273) finden sich bemerkenswerte forschungsmethodologische Beiträge von Christoph Morgenthaler (Bern), Chris­topher P. Scholtz (Frankfurt) sowie David. M. Wulff (Norton, MA).
Ein Namenregister (275 f.), ein Autorenverzeichnis (277 f.) sowie eine deutsche Zusammenfassung (279–283), die einen kompakten Eindruck dieser Publikation bietet, runden den Band ab, der insbesondere wegen seines interdisziplinären Charakters sehr zu empfehlen ist.