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Ausgabe:

Dezember/1996

Spalte:

1128 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Dietrich, Manfred, Loretz, Oswald u. Joaquín Sanmartín

Titel/Untertitel:

The Cuneiform Alphabetic Texts from Ugarit, Ras Ibn Hani and Other Places

Verlag:

2. enlarged ed. Münster: Ugarit-Verlag 1995. XVI, 666 S. gr.8° = Abhandlungen zur Literatur Alt-Syrien-Palästinas und Mesopotamiens, 8. geb. ISBN 3-927120-24-3

Rezensent:

Wolfram Herrmann

Die von den im Titel genannten Autoren besorgte und nach Kategorien geordnete Gesamtausgabe der keilalphabetischen Texte hat eine Bedeutung erlangt, die sie nicht zuletzt für die Wissenschaft vom Alten Testament unverzichtbar macht. Eine Neuauflage der Edition war nachdrücklich geboten, denn die erste Auflage von 1976 ist vergriffen und kaum antiquarisch erreichbar. Obendrein erbrachte die fortgeführte Arbeit an den Dokumenten verläßlichere Lesungen. Auch die seitdem beträchtliche Vermehrung der Fundstücke ­ u. a. hervorzuheben die vom Ras Ibn Hani ­ ließ das bereits bekannte Material besser verstehen, und sie selbst sollten nun ebenfalls gesammelt leicht zugänglich sein. Infolgedessen wuchs die erste Kategorie (literarische und religiöse Texte) um 15 z. T. größere Fragmente an. Die anderen erfuhren ebenso einen Zuwachs (Kat. 2:11; 3:1; 4:25; 5:3; 6:13; 7:5; 8:4). Da die den gegenwärtigen Stand repräsentierende Gesamtdokumentation wünschenswert war, nahmen die Hgg. in eine zusätzliche, nämlich neunte, Kategorie die zwar bekannten, aber noch nicht oder nur teilweise publizierten Stücke (insgesamt 529) auf. Schließlich folgt in KTU 10 anhangsweise ein vermutlich ugaritischer Text in syllabischer Schrift (publiziert durch J. Nougayrol in Ugaritica V [1968], Nr. 153).

Als zweckmäßig erwies sich die Einreihung der neun bzw. zehn außerhalb des ehemals ugaritischen Staatsgebiets entdeckten keilalphabetischen Schriftzeugnisse in die entsprechenden Kategorien. Ferner wurden Druckfehler in der Textwiedergabe, die sich in der ersten Auflage eingeschlichen hatten, berichtigt. Hinzu kommen Verbesserungen und Ergänzungen bei den Fundnummern und Publikationsangaben. Vor allem aber kennzeichnete man zerstörte oder schwer lesbare Zeichen nicht mehr durch einen Asteriskus, sondern setzte sie in Antiqua, das gut Lesbare kursiv. Das Schriftbild ist dadurch, wie ebenso die neue Drucktype, klarer und übersichtlicher. Und das kleinere Format (24x17) macht das Buch handlicher. So soll wohl auch die Darbietung in englischer Sprache einer weiterreichenden Verwendung dienen.

Jedem Text voran stehen, soweit möglich, Informationen über Ausgrabungsnummer, Fundstelle, Museumsnummer, Kopie, Umschrift, Photographie, Bibliographisches zu epigraphischen Fragen, in etwa einem Fünftel der Fälle spezielle Bemerkungen und ­ beachtenswert und hilfreich ­ in reichlich 77 % solche zur Gattung, öfter versuchsweise. Dabei kommt es vor, daß in der früher vorgenommenen Kategoriezuweisung unter den Verwaltungs- und Wirtschaftsurkunden zu 4.17 festzustellen ist: religiös, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gewerblich (vgl. ferner 2.19; 4.189; 4.275; 4.347; 4.734).

Die weitergeführte Forschung zeitigte nun mancherlei Veränderung. So waren einige Stücke zu streichen, weil sie bereits unter anderer Nummer rangieren (1.99; 4.26; 4.314; 4.660; 4.663; 7.6; 7.10; 7.26; 7.27; 7.29; 7.31; 7.32; 7.155; 8.1; 8.30; 9.6), und 1.103 war mit 1.145, 4.208 mit 9.120, 4.669 mit 7.130 und 6.30 mit 6.31 zu verbinden. Die Nummern 6.23 und 6.75 sind zwei Exemplare des gleichen Wortlauts, und 7.64 enthält Reste der Zeilen 2.33, 11-16; 7.65 der von 2.33, 12 f. In Einzelfällen ergaben sich neue Lesungen, und zwar entweder andere Konsonanten oder des öfteren zusätzliche Textteile oder Zeilen, die eine abweichende Zählung bedingten, einschneidend bei 1.71, 2.50 und 2.72. Geändert wurde einige Male mit neuer Zeilenzählung die Bestimmung von Vorder- und Rückseite bzw. vom Rand der Tafeln (1.105; 1.107; 2.19; 4.710).

Die Durchsicht ließ nun allerdings die Vermutung aufkommen, daß vereinzelt Zeilen ausgefallen sind. Ich kann mich freilich einerseits nur auf die erste Auflage beziehen (4.692, 13; 4.699, 5 f.; 7.150, 4), andererseits auf Virolleauds Autographie (4.232, 22 : PRU II, 46; 4.334, unt. Rd. 5 f., die drei so gekennzeichneten Zeilen stehen als Z. 7-9 auf der Rückseite: PRU V,25; 4.340, 22 : PRU V, 96) oder eine photographische Wiedergabe (4.76, 8: die als unterer Rand gekennzeichnete Zeile ist Z. 9 der Rückseite, vgl. CTA Pl. LXII, 104; 5.3, 6 : vgl. CTA Pl. LXXIII, 146). In 4.745 muß wohl doch Z. 3 die Zahl 2 (statt 3) gelesen werden, sonst stimmt die Summe 22 nicht. Wenigstens erwägen sollte man, ob in 4.764 Rückseite die gelöschten Zeilen nicht tatsächlich anders einzuordnen sind, wenngleich die Zeichnung in Sem. XXV, 27 und ebendort Pl. II keine endgültige Klarheit verschaffen. Endlich ist nach Ausweis von PRU V, Nr. 130 das Textstück RS 19.181 A = KTU 2.67 und B = 2.66, nicht umgekehrt, wie in Kategorie 2 aufgenommen und im Register (619) verzeichnet; aber hier hat offensichtlich TEO 1 die veränderte Benennung eingeführt (225).

Die Indizes am Schluß des Bandes erfassen die Ausgrabungsnummern, die Museumsnummern, die Publikationen sowie Gattungen und Sachen. Hinsichtlich älterer, aber weiterhin gültiger Arbeiten aus dem Wissenschaftszweig der Ugaritistik oder solcher, welche die schriftliche Hinterlassenschaft Ugarits in die Forschung einbeziehen (in besonderem Maße gilt das teilweise immer noch für den englisch- und französischsprachigen Sektor), muß man auf die "Konkordanz der ugaritischen Texterzählungen" (1972) und andere ähnliche Übersichten zurückgreifen.

Ausdrücklich sei am Ende den Herausgebern dafür gedankt, daß sie sich der Mühe einer Neubearbeitung unterzogen. Mit der zweiten Auflage von KTU ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Wege getan, der uns die Kultur des nordwestsemitischen Raumes, von der wir in vielfältiger Weise leben, erschließt.