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Ausgabe:

Juli/August/2009

Spalte:

836

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Bischof, Hartwig

Titel/Untertitel:

Marie-Alain Couturier. Ein Traditionalist und Revolutionär. Eine theologische Biografie.

Verlag:

Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 2007. 304 S. gr.8° = Ikon. Bild + Theologie. Kart. EUR 38,90. ISBN 978-3-506-76327-3.

Rezensent:

Christoph Markschies

Anzuzeigen ist eine Grazer katholisch-theologische Dissertation des akademischen Jahres 2000/2001; sie ist dem französischen Dominikanertheologen Marie-Alain Couturier (1897–1954) gewidmet, der sich seit 1936, als er Herausgeber der Zeitschrift »L’Art Sacré« wurde, in Werk wie Wirken ausschließlich auf »den Problemkreis der Schnittfläche von Kunst und Theologie« konzentrierte. Zuvor wirkte er als Bildhauer wie Maler, arbeitete in der »Action française« mit und trat 1925 in den Dominikanerorden ein. Couturier dachte nicht nur über eine angemessene Theologie der Kunst nach, sondern engagierte sich in einer ganzen Reihe von bekannten Projekten – beispielsweise bei dem von Le Corbusier errichteten Konvent Sainte-Marie-de-la-Tourette in L’Arbresle oder der von Matisse gestalteten Rosenkranzkapelle der Dominikanerinnen in Vence.
Leider bleiben bei dem Buch allerlei Wünsche offen: Man muss die französische Geschichte des vergangenen Jh.s gut kennen, um beispielsweise aus vier Seiten zur »Action française« (87–90) ein Bild dieser ebenso nationalistischen, royalistischen wie antisemitischen Bewegung zu gewinnen, für die sich Couturier vor seinem Noviziat und der päpstlichen Verurteilung der Action von 1926 offenbar leidenschaftlich einsetzte. Freilich wird nur die intellektuelle Beziehung zur Bewegung deutlich; welche praktischen Konsequenzen das Engagement hatte, bleibt dunkel. Geradezu ärgerlich ist aber, dass dem Werk keinerlei Abbildungen beigegeben sind. Die Wallfahrtskirche Notre-Dame du Haut in Ronchamp hat man als Ikone moderner Architektur noch einigermaßen vor Augen, für den Rest muss man sich zur Homepage des Vf.s durchsuchen, die immerhin die allernotwendigsten Abbildungen enthält und auf die wenigstens im Vorwort hätte verwiesen werden können: http://homepage.univie.ac.at/hartwig.bischof/Wissenschaft/Couturier.htm. Aber auch dort wird nicht klar, ob das Bild, das der junge Novize in seinem Kloster in Amiens schafft (103), noch erhalten ist und wie es aussieht. Ein anderes Beispiel: Einige Glasfenster, die 1938 »im Kirchenschiff von Notre-Dame de Paris« eingesetzt wurden, charakterisiert der Vf. mit klaren Worten (»eher aggressive Mittelmäßigkeit«: 164) und verrät nicht einmal, wo genau in der Pariser Kathedrale sich diese Fenster befinden. Derartig bildlos, ja bildvergessen kann man über einen Maler und Bildhauer, kann man über einen engen Freund der größten französischen Architekten und Maler des letzten Jh.s nicht handeln.