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Ausgabe:

Juli/August/2009

Spalte:

828–829

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Busch Nielsen, Kirsten, Nissen, Ulrik, u. Tietz, Christiane [Eds.]

Titel/Untertitel:

Mysteries in the Theology of Dietrich Bonhoeffer. A Copenhagen Bonhoeffer Symposium.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007. 186 S. gr.8° = Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie, 119. Geb. EUR 49,90. ISBN 978-3-525-56347-2.

Rezensent:

Ralf K. Wüstenberg

Die in der renommierten Monographien-Reihe »Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie« erschienenen Beiträge des Kopenhagener Bonhoeffer-Symposions beschäftigen sich mit einem in der Bonhoeffer-Forschung weitgehend vernachlässigten Thema, nämlich »Geheimnis« (englisch »Mysteries«). Dabei wird von den Symposionveranstaltern und späteren Herausgebern des Bandes die These vertreten, dass im Thema »Geheimnis« die verschiedenen Grundthemen, die uns heute ebenso wie Bonhoeffer in seiner Zeit beschäftigen, kulminieren, nämlich Erkenntnislehre und Ethik, also etwa Bonhoeffers Verständnis von der Theo­logie als Wissenschaft, Kultur und Hermeneutik, d. h. sein Verständnis von Kunst, Musik ebenso wie ganz grundsätzlich von der Kulturhermeneutik sowie Religion und Christologie, vor allem von seiner Kritik an der Religion und seiner christologisch begründeten These von der »Religionslosigkeit«.
Die Beiträge des Sammelbandes reflektieren in unterschiedlichem Maße diese Schwerpunktsetzungen. Der Bonner Systematiker Andreas Pangritz eröffnet den Band mit einer grundlegenden Einführung zum Thema Geheimnis bei Bonhoeffer im Quervergleich zu Leo Baeck. Dabei rekurriert er u. a. auf die Grundspannung zwischen Arkandisziplin und Religionslosigkeit oder auch Frömmigkeit und Weltlichkeit bei Bonhoeffer und nimmt hierin Bezug auf eigene, frühere Arbeiten. Die innere Wechselbeziehung von Geheimnis und Erkenntnis bzw. Geheimnis und Ethik wird in den beiden großen Beiträgen der Mainzer Systematikerin und Vorsitzenden der Bonhoeffer-Gesellschaft Christiane Tietz und des Marburger Ethikers Peter Dabrock ausgeleuchtet. Der amerikanische Bonhoeffer-Spezialist Barry Harvey und der in England lehrende Ethiker Peter Scott gehen in ihren Beiträgen auf die Interdependenz von Geheimnis und Kultur ein. Die Schlusspunkte des Bandes setzen der Tübinger Systematiker Christoph Schwöbel und der Kopenhagener Dogmatiker Niels Gregersen. Schwöbel verbindet, wenn auch forschungsgeschichtlich weitgehend ohne Bezug auf die breite Literatur zur Religionskritik Bonhoeffers, konstruktiv und systematisch brillant eigene Beobachtungen zur Tegeler Theologie mit seinen Forschungen zum religiösen Pluralismus. Gregersen stellt das Thema Geheimnis in die ›Mitte‹ von Bonhoeffers Theologie, nämlich seiner Christologie. Hier wie in den an­deren Beiträgen zeigt sich: Die Querbezüge zu den zentralen Schriften Bonhoeffers, wie der Vorlesung Schöpfung und Fall, der Christologievorlesung und seiner Ethik dokumentieren die innere Kohärenz des gesamten Bandes. Dabei verweist die renommierte Monographienreihe als Erscheinungsort zugleich auf den akademischen Stellenwert. Bonhoeffer-Spezialisten und wissenschaftlich arbeitende Theologen werden eine wichtige Lücke durch diesen Band geschlossen sehen.