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Ausgabe:

Juli/August/2009

Spalte:

820–821

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Dingel, Irene [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Die Debatte um die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie (1570–1574).

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008. IX, 1190 S. m. Abb. gr.8° = Controversia et confessio, 8. Lw. EUR 169,00. ISBN 978-3-525-56200-0.

Rezensent:

Albrecht Beutel

In den drei Jahrzehnten zwischen der Verfügung des Augsburger Interims (1548) und dem Zustandekommen der Konkordienformel (1577) bzw. des Konkordienbuchs (1580) hat der deutsche Protestantismus eine Vielzahl von quälenden, aber für den konfessionellen Konsolidierungsprozess wahrscheinlich notwendigen Lehrstreitigkeiten erlebt. Das von der Mainzer Kirchenhistorikerin Irene Dingel herausgeberisch verantwortete und nach einer Anschubhilfe durch die DFG in die Langzeitförderung der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur übernommene Projekt »Controversia et confessio« zielt darauf ab, aus der kaum überschaubaren Fülle der einschlägigen Veröffentlichungen »jene Schriften, deren Rezeption zu weiterer Debatte Anlass gab« (V), in kritischer Auswahledition zu präsentieren. Parallel dazu wurde eine »die Gesamtheit der erschienenen Schriften« (VI) bibliographisch verzeichnende, für Recherchezwecke ausgelegte Datenbank im Internet frei zugänglich gemacht.
Der zuerst publizierte, in der auf acht Bände berechneten Reihe an letzter Stelle stehende Editionsband (ein Editionsplan des Ge­samtunternehmens ist nicht beigefügt) dokumentiert »die De-­batte um die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie«. Die mustergültig edierten, mit knappen, präzisen Einleitungen und gelehrten Sachkommentaren versehenen 14 Quellentexte die­ses Bandes reichen von den wahrscheinlich von Georg Major er­stellten Wittenberger Promotionsthesen (1570), die einen kursächsischen Lehrkonsens herbeiführen sollten und statt dessen absichtslos zur Initialzündung jener Debatte geworden sind, bis zu deren auf Anweisung des fürstlichen Kirchenregiments erreichtem vorläufigen Abschluss durch die »Torgauer Artikel« (1574). Die von der Herausgeberin verfasste »Historische Einleitung« (3–15) sowie ausführliche Register der in den edierten Texten aufscheinenden Personen, geographischen Namen, Bibelstellen und Zitate (1158–1190) leisten wichtige Erschließungshilfe.
Mit diesem in seiner Weise einzigartigen Projekt wird der Erforschung der spätreformatorischen Kirchen- und Theologiegeschichte ein außerordentlich verdienst- und wertvolles, auf höchs­tem editorischen Niveau angesiedeltes Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt. Den avisierten weiteren Bänden sieht die Fachwelt mit vorgreifender Dankbarkeit und Spannung entgegen.