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Ausgabe:

Juli/August/2009

Spalte:

817–819

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Augustinus

Titel/Untertitel:

De vera religione – Die wahre Religion. Zweisprachige Ausgabe, eingel., übers. u. hrsg. v. J. Lössl.

Verlag:

Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 2007. 323 S. gr.8° = Augustinus Opera – Werke, 68. Geb. EUR 39,90. ISBN 978-3-506-75615-2.

Rezensent:

Christoph Burger

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Augustinus: De libero arbitrio – Der freie Wille. Zweisprachige Ausgabe, eingel., übers. u. hrsg. v. J. Brachtendorf. Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 2006. 330 S. gr.8° = Augustinus Opera - Werke, 9. Geb. EUR 44,90. ISBN 978-3-506-71764-2.
Augustinus: Sermo Arrianorum. Contra sermonem Arrianorum. Collatio cum Maximino Arrianorum episcopo. Contra Maximinum Arrianum – Antiarrianische [sic!, durch ein eingelegtes Blatt korrigiert] Schriften. Zweisprachige Ausgabe, eingel., übers. u. hrsg. v. H.-J. Sieben. Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 2008. 485 S. gr.8° = Augustinus Opera - Werke, 48. Geb. EUR 64,00. ISBN 978-3-506-75734-0.


Zum Gesamtunternehmen der zweisprachigen Ausgabe von Au­gus­tins Werken sei auf die Bemerkungen des Rezensenten in ThLZ 129 (2004), 1202 verwiesen. Die Hauptherausgeberschaft ist vom Begründer der Reihe Wilhelm Geerlings auf Johannes Brachtendorf und Volker Henning Drecoll übergegangen. Auf diesen Wechsel, der sich bereits 2006 mit Band 9 vollzogen hat, wird erst 2007 in einem Vorwort der beiden Hauptherausgeber zu Band 68 (vgl. 3) ausdrücklich hingewiesen. Aus dem Kreis der Mitherausgeber bleiben Therese Fuhrer und Christoph Horn dem Unternehmen verbunden. Auf den unpaginierten Seiten am Ende der Bände 9 und 68 sowie auf den Seiten 482–485 von Band 48 ist eine gegenüber dem früheren Gesamtplan des Unternehmens veränderte Systematische Übersicht der Werke Augustins abgedruckt. Während die Systematische Werkübersicht, wie sie in den Bänden Leben und Werk, 11 und 25 abgedruckt war, 89 Bände (mit Teilbänden) vorsah, sollen es nun 82 Bände werden. Ästheten werden daran Anstoß nehmen, dass die Gestalterin der Umschläge nun eine andere Darstellung Augustins auf den Einbänden und ein dunkleres Blau gewählt hat.
In seiner Einleitung zu De libero arbitrio (7–72) skizziert Brachtendorf den Charakter und das Anliegen von Augus­tins Werk (7–10), zeichnet dann den Verlauf des Ge­sprächs zwischen Augustin und Evodius nach (11–27) und hebt systematisierend Grundgedanken der Schrift und deren weitere Entwick­lung im Denken Augus­tins heraus (28–69). Bei dieser Vorgehensweise sind Wiederholungen unvermeidbar. Die Hinweise zur Gestaltung der Ausgabe (70–72) sind im Inhaltsverzeichnis nicht aufgeführt. Den lateinischen Text hat Brachtendorf der Edition von William M. Green (CSEL 74) entnommen, den in CCL 29 aus der Feder desselben Editors damit verglichen. Differenzen zwischen den textkritischen Apparaten beider Ausgaben werden verzeichnet. Hinweise auf Handschriften und frühe Editionen, die Augustins Schrift enthalten, sowie auf Zählung und Zitierweise schließen die Einleitung ab.
Brachtendorf beschränkt sich nicht auf die Darstellung des Denkens Augustins zu dem Zeitpunkt, zu dem er De libero arbitrio verfasste, sondern skizziert auch knapp die Entwicklung von dessen späteren Aussagen über das Verhältnis zwischen freiem Willen und Gottes Lenkung. Von besonderem Interesse ist dann natürlich, ob Brachtendorf die weitere Entwicklung von Augustins Verhältnisbestimmung eher als eine genauere Explikation von Gedanken darstellt, die bereits in De libero arbitrio angelegt waren, oder als Bruch. Zuweilen legt Brachtendorfs Wortwahl es nahe, von einer bloßen Entfaltung von Augustins Denken auszugehen. So schreibt er beispielsweise (15): »Die Aussagen des ersten Buches lassen sich jedoch mit den späteren Ausführungen harmonisieren ...«, oder (in einer Darstellung von Ad Simplicianum, 36): »Allerdings geht Augustinus dann über die bisherige Position hinaus, indem er auch den Glauben als eine Gabe der Gnade bestimmt.« Meistens aber spricht er davon, Augustin habe eine Revision vorgenommen (so etwa 40): »Wenn Augustinus vorbringt, er habe schon in De libero arbitrio der Gnade Gottes … den ihr gebührenden Raum gelassen, dann stellt dies eine unzutreffende Selbstinterpretation dar.«
Der Hauptteil, Text und Übersetzung von De libero arbitrio, folgt auf den Seiten 74–307. Stichproben zeigten, dass die Übersetzung gut lesbar ist. Im Unterschied zu anderen Bänden der Reihe beschränkt sich der Anmerkungsapparat auf Bibelstellennachweise und Verweise auf einige wenige andere Werke Augustins.
Der Anhang umfasst ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen für Werke Augustins und anderer Autoren, Zeitschriften, Hilfsmittel und Editionsreihen (308–311), eine Auswahlbibliographie (312–318) und Register: zu Bibelstellen, Sachen und Personen (auf Deutsch) und zu lateinischen Stichwörter. Sieht man einmal von einigen unerfreulichen Wortbildungen ab (»nezessitierend« und »nezessitiert«, 21; »Ansetzung« eines Gottes, 10), so hat Brachtendorf ein gut lesbares Werk vorgelegt.
Im Jahre 2007 erschien die zweisprachige Ausgabe der Schrift De vera religione aus der Feder von Josef Lössl. Er hat ihr den lateinischen Text zu Grunde gelegt, den K.-D. Daur in Band 32 des Corpus Christianorum ediert hat. Die Einleitung (7–74) verortet die Schrift zunächst im Gesamtwerk Augustins (7 f.), skizziert deren antimanichäische und werbende Intention (9 f.), geht auf Augustins Werdegang und seine Beziehung zu seinem Gönner Romanianus ein (11–14), ferner auf die Forschungsgeschichte (15–19). Auf dieser Grundlage macht Lössl einen eigenständigen Vorschlag, wie die Schrift dann zu gliedern sei, wenn man das Eine als Gliederungsprinzip betrachte (20–25) oder wenn man in erster Linie danach schaue, wie eine Rede nach den Regeln der klassischen Rhetorik gegliedert werden müsse (25 f.). Themen und Inhalte von De vera religione werden vorgestellt (27–63), Auskunft über die Zielsetzung der Übersetzung (64) und zu Zweifelsfällen im lateinischen Text geboten (65–69). Zum Nachdenken regt besonders der Hinweis an, die bestreitbar (sic!) beste Übersetzung sei die ins Französische von J. Pegon (65, Anm. 222). Am Ende der Einleitung (70–74) geht Lössl auf ein erhalten gebliebenes Fragment der Übersetzung von De vera religione ins Griechische ein. Dieser Text des Prochoros Kydones (14. Jh.) wird auch abgedruckt und kommentiert (262–279).
Der Hauptteil, Text und Übersetzung von De vera religione, folgt auf den Seiten 75 bis 261. Lössl löst Klauseln und Partizipialkonstruktionen auf, damit seine Übersetzung gut lesbar wird. Doch geht das nicht auf Kosten der sprachlichen Eleganz. Die Anmerkungen zum Text geben aufschlussreiche Hinweise auf die von Augustin verwendeten Vokabeln, verweisen auf relevante Aussagen Augustins an anderer Stelle derselben Schrift oder in anderen Werken sowie auf wichtige Beobachtungen in der Sekundärliteratur. Am Ende des Buches finden sich eine Liste der Abkürzungen (280–284), eine Auswahlbibliographie (285–299), Register von Bibelstellen, von Verweisen auf Werke antiker und moderner Autoren, ein deutschsprachiges Register von Sachen und Personen der Antike, ein lateinisches und ein griechisches Stichwortregister (300–323) und die nicht paginierte Systematische Übersicht der Werke Augustins, die von Band 9 (2006) an die Planung der gesamten Ausgabe ankündigt.
Der Rezensent gewinnt den Eindruck, von Lössl wirklich kundig in diese Schrift Augustins eingeführt worden zu sein, und macht dankbar Gebrauch von den Registern. Lössl ist mit Sprachgestalt und Inhalt dieser Schrift ganz offenbar vorzüglich vertraut.
Hermann-Josef Sieben, der innerhalb des Gesamtunternehmens bereits die zweisprachige Ausgabe von De baptismo – Über die Taufe (2006) beigesteuert hatte, konnte bereits zwei Jahre später kommentierte Übersetzungen einer homöischen Flugschrift sowie von drei Schriften Augustins gegen die Homöer vorlegen. Während er für die lateinischen Texte der beiden ersten auf die kritische Ausgabe von Max Josef Suda in CSEL 92 hat zurückgreifen können, musste er für die beiden letzten mangels einer kritischen Edition den Text zu Grunde legen, der in Band 42 der Patrologia Latina abgedruckt ist. Auch lagen für diese Schriften besonders wenig Vorarbeiten vor, was die Kommentierung natürlich erschwerte.
Die Einleitung (9–44) bietet zunächst einen Überblick zu Augus­tins Auseinandersetzung mit den Homöern der westlichen Reichshälfte einerseits in seinen Frühschriften und andererseits in De trinitate. In den so skizzierten Rahmen früherer und späterer Schriften Augustins zur Trinitätslehre ordnet Sieben dann die vier Werke ein, die in diesem Band abgedruckt sind, den Sermo Arrianorum, der Augustinus im Jahre 419 bekannt wurde, sowie die Schrift, die er dagegen verfasste, ferner die Aufzeichnung des Gesprächs mit dem homöischen Bischof Maximinus, das zehn Jahre später stattfand, und das zweibändige Werk gegen diesen (9–17). Sodann wendet Sieben sich den in diesem Band übersetzten Schriften im Einzelnen zu. Den Sermo Arrianorum charakterisiert er als eine für die homöische Lehre der westlichen Reichshälfte typische Flugschrift (18–21). Es folgen eine Skizze der literarischen Produktion Augus­tins zur Zeit, als er seine Erwiderung auf diese homöische Flugschrift verfasste, und eine Bewertung der Bedeutung dieser Schrift (22–25). Danach wird das Protokoll des Streitgesprächs mit dem Homöer Maximinus im Jahre 428 kurz wiedergegeben (25–28). Weil Augustin nicht ge­wiss sein konnte, ob sein Standpunkt von den Zuhörern bei der Diskussion als der siegreiche betrachtet worden war, verfasste er die Schrift gegen Maximinus und folgte dabei dessen Argumentation (28–30). Es folgt ein Überblick zur nachweisbaren Rezeption der hier übersetzten anti-homöischen Werke Augustins bei Theologen bis ins 14. Jh. (31–38), zur Überlieferung dieser Texte Augustins in Handschriften und Drucken und zu vorhandenen Übersetzungen (38–40). Die Einleitung wird abgeschlossen durch Hinweise zur Einrichtung der vorliegenden Ausgabe (41–44).
Texte und Übersetzungen nehmen die Seiten 45 bis 437 ein. Die Übersetzung erwies sich bei Stichproben als gut lesbar und verlässlich. Der Band wird abgeschlossen durch eine Liste der verwendeten Abkürzungen (438 f.), eine Bibliographie (440–452), Register von Bibelstellen, von Verweisen auf Werke antiker und mittelalterlicher Autoren, von zitierten modernen Autoren, ein deutschsprachiges Register von Sachen und Personen, ein lateinisches und griechisches Stichwortregister (453–481) und die Systematische Übersicht der Werke Augustins, die von Band 9 (2006) an die Planung der gesamten Ausgabe ankündigt (482–485).
Die Forschung schuldet Sieben Dank für diesen Band, ganz besonders dafür, dass er die beiden bisher wenig bearbeiteten Texte gegen den Homöer Maximinus übersetzt und kommentiert hat.