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Ausgabe:

Juni/2009

Spalte:

714–715

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Patrich, Joseph

Titel/Untertitel:

Archaeological Excavations at Caesarea Maritima. Areas CC, KK and NN. Final Reports. Vol. I: The Objects. With contributions by M. Abu Shaneb, Y. Israeli, B. L. Johnson, S. Pinkas, T. Shadmi, V. Sussman, K. Rafael.

Verlag:

Jerusalem: Israel Exploration Society 2008. 469 S. m. zahlr. Abb. 4°. Geb. $ 72,00. ISBN 978-965-221-070-8.

Rezensent:

Jürgen Zangenberg

Caesarea Maritima, im Jahre 22 v. Chr. von Herodes gegründet als künstlicher Seehafen und Residenz, von den römischen Statthaltern zur Hauptstadt der Provinz Judäa ernannt, während der Kaiserzeit multikulturelles und multireligiöses Tor der Region zur Welt, unter dem christlichen Imperium Zentrum der Gelehrsamkeit und seit der arabischen Eroberung langsamem Verfall preisgegeben, ist bis heute eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten in Israel. Mehr als zehn Expeditionen mit unterschiedlichen Res­sourcen, Zielsetzungen und Methoden trugen seit Beginn der Grabungen nach dem Zweiten Weltkrieg dazu bei, die Geschichte, Kultur und Struktur dieser einzigen »Weltstadt« auf dem Boden des alten Israel zu erforschen. Eine unüberschaubare Menge an Daten und Befunden kam bis heute zu Tage, die oft genug entweder in nur kurzen Berichten summarisch zusammengefasst und in ihrer ganzen Breite zumeist überhaupt nicht publiziert wurden.
Mit dem anzuzeigenden Band liegt der erste echte »final report« einer der großen Expeditionen nach Caesarea vor. Unter der Leitung von Joseph Patrich untersuchte die Universität Haifa zwischen 1993–1998 und 2000–2001 ein Gebiet, zu dem ein langes Stück des Cardo, eine rechtwinklig dazu verlaufende Straße (»Decumanus«), Wohnhäuser, Speicherbauten, die Startboxen der längs der Küste angelegten Rennbahn und vor allem der Dienstsitz des rö­misch-byzantinischen Praetoriums gehören, samt Gerichtstrakt, Steuerbüro, Bibliothek, Bad und öffentlicher Latrine. Der Band präsentiert neben einer kurzen Einleitung die Keramik (B. L. Johnson, 13–206), Lampen (V. Sussman u. a., 207–300), Tonobjekte (J. Patrich und M. Abu Shaneb, 301–332), Steinobjekte (J. Patrich, 333–343), Steingefäße (J. Patrich und T. Shadmai, 345–365), Glasgefäße (Y. Israeli, 367–418), Schmuck (J. Patrich und K. Rafael, 419–431) und Metallobjekte (K. Rafael, 433–469), jeweils nach Typen beschrieben, durch Zeichnung und Foto dokumentiert und in das Fundspektrum der jeweiligen Zeit eingeordnet.
Trotz der für archäologisch ungeübte Leser vielleicht etwas technisch-deskriptiven Darbietung des Materials entsteht ein faszinierendes Bild der materiellen Kultur von Handel und Verwaltung dieser für die Geschichte des römischen Ostens so wichtigen Metropole (besonders interessant ist das große Korpus an Importkeramik und Lampen). So spröde derartige Berichte für Nichtar­chäo­logen auch sein mögen, sie sind die unerlässliche Grundlage für zahlreiche weitere kulturhistorische Forschungen. Es ist dem Grabungsleiter und Hauptautor Joseph Patrich daher zu danken, dass er mit diesem Band einen wichtigen Schritt zur Erschließung dieser außerordentlich wichtigen Fundstelle getan hat. Leider unterbleibt die kulturwissenschaftliche Analyse der Funde in Band I weitgehend, sie ist ebenso den folgenden Bänden vorbehalten wie die Einordnung der Funde in ihren architektonischen Kontext. Es bleibt zu hoffen, dass die Reihe dieser wichtigen Endberichte rasch fortgesetzt wird.