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Ausgabe:

April/2009

Spalte:

471

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Schmaus, Michael (†), Grillmeier, Alois (†), Scheffczyk, Leo (†), Seybold, Michael (†), u. Erich Naab [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Handbuch der Dogmengeschichte. Bd. II: Der trinitarische Gott – Die Schöpfung – Die Sünde. Fasc. 3a (Teil 3): Urstand, Fall und Erbsünde. In der nachaugustinischen Ära bis zum Beginn der Scholastik: Die lateinische Theologie. Von M. Stickelbroeck.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 2007. 103 S. gr.8°. Kart. EUR 30,00. ISBN 978-3-451-00780-4.

Rezensent:

Ulrich Kühn

Der Vf. behandelt einen Zeitabschnitt, der weithin weniger be­kannt ist. In drei Kapiteln wird »I. Die Zeit nach Augustinus« (mit dem semipelagianischen Streit, den Päpsten im 5. Jh. und dem Ausgang des Altertums), »II. Die Vorscholastik« (ihr Beginn, ihre Fortführung im frühen Mittelalter, und eine Spurensuche im 10. und 11. Jh.) sowie »III. Ausgestaltung der theologischen Systematik im 12. Jahrhundert« (Frühscholastik, Schule von St. Viktor, Zisterzienser) mit jeweils einer Fülle von Zeugen behandelt. Das Thema ist die kontroverstheologisch wichtige Frage nach der Erbsünde und der dem Menschen verbliebenen Freiheit. Die Phase des semipelagianischen Streits wird beendet durch die zweite Synode von Orange (Arausicanum II) 529. Sie hatte, obwohl es eine Provinzialsynode war, eine gesamtkirchliche Bedeutung und spielte später auf dem Konzil von Trient im 16. Jh. eine wichtige Rolle als kirchenamtliche Übermittlung der Linie Augustins, allerdings ohne seine Prädestinationslehre. Es ist auch darüber hinaus eindrucksvoll, wie die Theologen des frühen Mittelalters die Verderbtheit des Menschen durch die Erbsünde verteidigen, auch für die Kinder vertreten, die dann durch die Taufe errettet werden. Das Problem der menschlichen Freiheit im Prozess der Heilung durch die Gnade ist ja bis zur Stunde nicht zur Ruhe gekommen.
Dieser Teilband schließt an denjenigen über Augustin an und führt bis zur Zeit der Hochscholastik, die als solche ebenfalls be­reits früher bearbeitet wurde. Er enthält eine Zusammenstellung der immensen bereits vorliegenden Spezialliteratur und informiert zuverlässig über die theologischen Entwürfe und über das Ringen um die mit der Erbsünde, Gnade und freiem Willen gegebenen Probleme. Für die evangelische Theologie ist dieser Teilband Anlass zu der erneuten Einsicht, wie sehr manche der in der Reformation neu aufgebrochenen Fragen bereits die Theologie der vorhergehenden Jahrhunderte bewegt haben.