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Ausgabe:

April/2009

Spalte:

469-471

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Jaspert, Bernd

Titel/Untertitel:

Mönchtum und Protestantismus. Probleme und Wege der Forschung seit 1877. Bd. 2: Von Karl Heussi bis Karl Barth. Bd. 3: Von Karlmann Beyschlag bis Martin Tetz.

Verlag:

Bd. 2: St. Ottilien: EOS 2006. 1079 S. 8° = Regulae Benedicti Studia. Supplementa, 15. Geb. EUR 78,00. ISBN 978-3-8306-7229-6. Bd. 3: St. Ottilien: EOS 2007. 861 S. 8° = Regulae Benedicti Studia. Supplementa, 19. Geb. EUR 76,00. ISBN 978-3-8306-7286-9.

Rezensent:

Johannes Schilling

Der evangelische Theologe Bernd Jaspert beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Mönchtum. Als langjähriger Präsident der Internationalen Regula Benedicti Kongresse, in verschiedenen kirchlichen Ämtern und als Autor zahlreicher Veröffentlichungen hat er eine wissenschaftliche und lebensmäßige Nähe zu seinem Gegenstand, ohne die sich eine selbstgestellte Aufgabe, wie er sie angefangen hat, als solche nicht ins Werk setzen ließe.
In einem auf nunmehr fünf Bände veranschlagten Werk, von denen die ersten drei erschienen sind, stellt er »Probleme und Wege der Forschung seit 1877« dar. Den ersten Band habe ich innerhalb meiner Sammelbesprechung über »Reformation und Mönchtum« angezeigt und gewürdigt (ThLZ 132 [2007], 235–250, hier 236 f.); inzwischen liegen auch die Bände 2 und 3 vor. Sie sind, wie die späteren Teile des ersten Bandes, als »Werkporträts« einzelner Gelehrter und Forscher organisiert, die Abfolge richtet sich in der Regel nach den Geburtsjahren der einzelnen Autoren.
Band 2 behandelt insgesamt 17 Autoren, neben berühmten, vor allem durch andere als dem Mönchtum ausdrücklich gewidmete Werke bekannten Theologen wie Barth, Bonhoeffer, Wilhelm Bousset oder Friedrich Heiler auch solche, die grundlegende Monographien zum Mönchtum verfassten und/oder deren wissenschaftliche Arbeit in großem Umfang dem Mönchtum galt: Karl Heussi, Hermann Dörries, Hans von Campenhausen, Ernst Benz und Walter Nigg. Die meisten der in Band 3 dargestellten 15 Autoren leben noch oder sind (wie Nicolaus Heutger) erst unlängst verstorben. Auch eine Selbstdarstellung des Vf.s fehlt nicht. Das halte ich in einem Vorhaben wie dem unternommenen für konsequent und angemessen, hat der Vf. doch in der Tat beträchtliche Beiträge zu seinem Thema geliefert. In mehreren Fällen hat der Vf. seine Darstellung den in Band 3 besprochenen Autoren vorab zur Verfügung gestellt (vgl. ebd., 16); die veröffentlichten Texte sind damit von diesen gleichsam autorisiert.
Der Vf. referiert die von ihm behandelten Arbeiten mit einer beispiellosen Ausführlichkeit und Gründlichkeit, die freilich nicht ohne erhebliche Redundanzen auskommt; der große Um­fang der Bände ist eben diesen Referaten geschuldet. Was man über die Textreferate hinaus an Mitteilungen und Hinweisen erhält – bis hin zu Autorkorrekturen nach mehr als 40 Jahren (vgl. Bd. 3, 432, Anm. 6) –, erschließt sich nur bei genauer Lektüre. In einem Fall hat der referierte Autor sogar einen unveröffentlichten Vortrag zur Verfügung gestellt (Martin Tetz, Zu den Anfängen des Mönchtums; Bd. 3, 680–692). Ich bin sicher, dass Leser dieser Darstellung in Text und Anmerkungen immer wieder auf Überraschungen stoßen und ob der Art und Fülle der Informationen ins Staunen geraten werden. Die Bücher sind insofern eine echte Fundgrube, deren Inhalt zum Glück durch ausführliche Register, die Namen, Begriffe und Sa­chen, Orte und Bibelstellen unterscheiden, zugänglich gemacht und erschlossen wird. Gesetzt den Fall, sämtliche vom Vf. referierten Schriften wären eines Tages nicht mehr vorhanden oder er­reichbar, so wären sie doch nicht vollständig verloren – mindes­tens in den Referaten des Berichterstatters blieben sie auch in Zukunft präsent. – Ich vermag nicht zu sagen, ob es überhaupt zu irgendeinem The­ma einen dem Werk des Vf.s vergleichbaren Forschungsbericht gibt, der gleichermaßen umfassend geplant und akribisch erarbeitet ist und seinen Gegenstand, und was dazu gehört bzw. was der Vf. als dazu zugehörig erkennt, auslotet. Wer immer sich an den Bericht des Vf.s halten wird, wird sich jedenfalls gut informiert und durch die weiterführende Literatur auch in den Kontexten orientiert finden.
Man möchte dem Vf. die Kraft wünschen, sein umfangreiches (Lebens-)Werk zu Ende zu führen. Denn wenn die Werkporträts einmal abgeschlossen sein werden, wird der Vf. sein Anliegen aus dem ersten Band wieder aufnehmen und die Frage nach dem Verhältnis des Protestantismus zum Mönchtum im Licht der Forschung und des Christenlebens erneut stellen wollen. Das Hauptanliegen und Ziel seiner Bemühungen, »Mönchtum als ökume­nisches Problem« zu thematisieren und »die im neuesten Protes­tantismus immer mehr Fuß fassende Überzeugung, daß ein evangelisches Mönchtum eine Existenzberechtigung hat und in der kirchlichen Praxis auch möglich ist« (Bd. 3, 335; vgl. auch die pro­gram­matischen Fragen ebd., 569), darzulegen, soll nach des Vf.s Ankündigung im letzten Band der Darstellung zur Sprache kommen.