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Ausgabe:

April/2009

Spalte:

463-464

Kategorie:

Kirchengeschichte: 20. Jahrhundert, Zeitgeschichte

Autor/Hrsg.:

Haspel, Michael, u. Britta Waldschmidt-Nelson [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Martin Luther King – Leben, Werk und Vermächtnis.

Verlag:

Weimar: Wartburg Verlag 2008. 168 S. m. 1Kt. 8° = Scripturae – Schriftenreihe der Evangelischen Akademie Thüringen. Kart. EUR 12,80. ISBN 978-3-86160-230-9.

Rezensent:

Annette Weidhas

Im April 2008 jährte sich die Ermordung Martin Luther Kings zum 40. Mal, im Januar 2009 wäre der Bürgerrechtler und Theologe 80 Jahre alt geworden. Zwischen diesen Gedenktagen erschien ein Band, der den aktuellen Erkenntnisstand zu King umfassend dokumentiert. Welche Facetten Kings verbargen sich hinter seiner öffentlichen Person? Worin lagen seine größten Erfolge und wo scheiterte er? Welche Rolle spielten die Religion bzw. die Schwarze Kirche und die Musik für die Bürgerrechtsbewegung? Diesen Fragen widmet sich der Band, dem eine Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen in Kooperation mit dem Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München zu Grunde liegt.
Den Auftakt bildet der Beitrag von Heinrich W. Grosse, der in seinem Text »Die Macht der Armen. Martin Luther Kings Kampf gegen Rassismus, Armut und Krieg« eine Einführung in Kings Leben und Werk bietet und die These ausführt, dass es bei King nicht nur eine thematische Schwerpunktverschiebung vom Kampf gegen Rassismus hin zum Vietnam-Kriegsgegner gab, sondern sich auch seine Haltung zunehmend radikalisierte. Während Grosse vor allem die Rolle des aktiven gewaltfreien Widerstandes in der Bürgerrechtsbewegung und die pazifistische Haltung des späten King darstellt, eröffnet Simon Wendt (»Martin Luther Kings Philosophie der Gewaltfreiheit – Prinzip oder Methode? Pazifismus, gewaltloser Protest und bewaffneter Widerstand in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung«) bislang weitgehend übersehene, teilweise überraschende Perspektiven im Hinblick auf die Ko­existenz einer gewaltfreien Ideologie und bewaffneter Selbstverteidigungsgruppen. In dem Artikel »›What we are fighting for‹ … Die Bedeutung der Bürgerrechtsbewegung für die US-amerikanische und internationale Politik« ordnet Manfred Berg die Bürgerrechtsbewegung in den größeren nationalen und internationalen politischen Kontext ein. Michael Haspel vertritt in seinem auf theologisch-sozialethischen Überlegungen basierenden Aufsatz »Martin Luther King jr. als Theologe, Kirchenführer und Bürgerrechtler: Die Kontextualisierung Schwarzer Theologie und die Mobilisierung der Schwarzen Kirchen in der Bürgerrechtsbewegung« die These, dass die moderne schwarze Bürgerrechtsbewegung im Sü­den der USA in den 50er und 60er Jahren notwendig auf die Ressourcen der Schwarzen Kirche angewiesen war und es keineswegs selbstverständlich war, dass die Schwarze Kirche diese auch zur Verfügung stellen konnte und wollte. Zwei Zeitzeugenperspektiven kontrastiert der ehemalige Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Leipzig Mark Scheland in seinem Beitrag »›Ich wünschte, ich hätte mehr Mut gehabt‹ … Autobiografische Erfahrungsberichte zweier Amerikanerinnen« miteinander. Darauf folgt der britische King-Biograph Peter Ling (»An welchen Martin Luther King sollen wir uns erinnern? Martin Luther King und die Facetten seines Wirkens in der Erinnerungskultur«), der die unterschiedlichen Seiten von Kings Leben und deren Rezeption herausarbeitet. Den Abschluss bildet Britta Waldschmidt-Nelsons »The Trumpet of Conscience. Das Vermächtnis von Martin Luther King«. Ihr Aufsatz ist der Frage gewidmet, ob und inwieweit Kings Traum 40 Jahre nach seinem Tod verwirklicht worden ist.
Den Herausgebern ist es gelungen, kenntnisreiche und zu­gleich gut lesbare Beiträge für eine angemessene Würdigung Martin Luther Kings zu sammeln und vorzulegen.