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Ausgabe:

Januar/2009

Spalte:

89-90

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Jürgensmeier, Friedhelm, u. Regina Elisabeth Schwerdtfeger [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 1500–1700. Bd. 3. Mit Beiträgen v. A. v. Boetticher, K. Borchardt, F. Brendle, M. Ilg, F. Jürgensmeier, J. Meier, A. Mischlewski, Ch. Plath, W. Ziegler.

Verlag:

Münster: Aschendorff 2007. 240 S. m. Ktn. gr.8° = Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, 67. Kart. EUR 22,80. ISBN 978-3-402-11085-0.

Rezensent:

Manfred Eder

Der Band beschließt das von der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum in Auftrag gegebene und seit 2005 im Jahrestakt erschienene Handbuch zur Geschichte der wichtigsten Orden im deutschen Sprachgebiet für den Zeitraum von 1500 bis 1700. Die neun Beiträge dieses letzten Bandes – wie die vorangegangenen 22 Aufsätze nach einem einheitlichen Schema erstellt und mit Quellen- und Literaturhinweisen versehen – widmen sich den aus der frühmittelalterlichen Kanonikerbewegung hervorgegangenen Prämonstratensern und Augustiner-Chorherren mit ihren weiblichen Zweigen (Johannes Meier bzw. Franz Brendle und Annette von Boetticher), den eremitisch geprägten Wilhelmiten (Friedhelm Jürgensmeier) und Cölestinern (Karl Borchardt), den im Hospitalwesen wirkenden Antonitern (Adalbert Mischlewski) so­wie den Franziskaner-Konventualen (Minoriten) und Martinianern (Christian Plath), den Franziskaner-Observanten (Walter Ziegler) und schließlich den Kapuzinern (Matthias Ilg) als weiterem, seit dem späten 16. Jh. auch im Hl. Römischen Reich Deutscher Nation tätigen Ordenszweig der Franziskaner. Außergewöhnlich ist dabei die Entwicklung der Franziskaner-Observanten. Während der Klosterbestand anderer Orden bis 1700 zum Teil sehr deutlich zurückging und einige Orden – wie die schon vor der Reformation geschwächten Wilhelmiten, Cölestiner und Antoniter – sogar in ihrer Existenz gefährdet waren, hatten die Observanten zwar ebenfalls einen Verlust von 102 Klöstern zu verkraften, aber ab dem ausgehenden 16. Jh. konnten 165 Niederlassungen neu gegründet werden, so dass dieser franziskanische Zweig »als einziger der alten Orden um 1700 rund 100 Niederlassungen mehr hatte als vor der Reformation« (8; vgl. 163).
Um dieses erstaunliche, wesentlich durch obrigkeitliche Förderung ermöglichte Phänomen besser zu verdeutlichen, wurden für die Franziskaner-Observanten (und für die Kapuziner) statt einer zwei Karten gefertigt. Die unter hohem Zeitaufwand sorgfältig erstellten geographischen Karten, die alle auf der gleichen Grundkarte basieren, verdienen insgesamt eine besonders lobende Er­wähnung. Durch vier verschiedene Symbole kenntlich gemacht, werden im 16. Jh. bestehende und nicht aufgelöste Klöster (bzw. Stifte), in der Reformationszeit endgültig aufgehobene Klöster, während der Reformationszeit aufgehobene, aber auf Dauer wie­derbelebte Klöster sowie Neugründungen voneinander unterschieden. Hierdurch fallen sowohl die regional oft recht hohe Klos­terdichte als auch die nicht selten massiven Verluste durch den reformatorischen Umbruch ins Auge. Ergänzt und erläutert werden die wertvollen Karten durch eine alphabetisch geordnete Ortsliste, die exakte Daten zum Zeitraum des Bestehens jeder Niederlassung (auch über 1700 hinaus) verzeichnet.
Während die Literaturbasis für Ordensforschungen im Bereich des Mittelalters und der späteren Neuzeit für die meisten Gemeinschaften zumindest zufriedenstellend ist, klaffte für das 16. und 17. Jh. bisher eine empfindliche Lücke, die mit diesem verdienstvollen und überdies preisgünstigen Werk, das eine wesentliche Bereicherung der ordensgeschichtlichen Literatur überhaupt darstellt, als geschlossen gelten kann. Auch wenn der für den dritten Band noch vorgesehene Beitrag über die Dominikanerinnen (derjenige zu den Dominikanern findet sich in Bd. 2, 9–47) bedauerlicherweise nicht eingereicht wurde, ist das von den Herausgebern im Vorwort formulierte Ziel, »vor allem für vergleichende historische Studien eine wissenschaftlich fundierte und inhaltlich kompakte Übersicht zur Verfügung zu stellen« (7), zweifellos erreicht, so dass zu hoffen steht, dass dieser besonders bewegte Zeitraum der Ordensgeschichte durch vertiefende Detailstudien (etwa zur Stellung der Orden zum Tridentinum) künftig noch weiter erhellt wird.