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Ausgabe:

Dezember/2008

Spalte:

1392–1393

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Belok, Manfred, u. Ulrich Kropač [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Seelsorge in Lebenskrisen. Pastoralpsychologische, humanwissenschaftliche und theologische Impulse.

Verlag:

Zürich: Theologischer Verlag Zürich 2007. 136 S. 8° = Forum Pastoral, 13. Kart. EUR 22,00. ISBN 978-3-290-20032-9.

Rezensent:

Michael Klessmann

In diesem Band sind verschiedene Vorträge einer von der katholisch-theologischen Hochschule Chur organisierten Tagung zum Thema »Begleitung von Menschen in Lebenskrisen« aus dem Jahr 2006 sowie einige zusätzlich verfasste Beiträge abgedruckt (insgesamt acht). Die ersten beiden Vorträge von Isidor Baumgartner befassen sich grundsätzlich mit einem pastoralpsychologischen Verständnis von Seelsorge und der Bedeutung des personzentrierten Ansatzes (Carl Rogers) für die Seelsorge; Giosch Albrecht stellt anschließend die Logotherapie vor. Das Thema Krise und Krisenintervention spielt in diesen ersten drei Beiträgen keine Rolle.
Einen tiefenpsychologischen Zugang zu Krisensituationen stellt Hans Ziegler (58 ff.) dar; die Spezifika der Krisenintervention bleiben hier jedoch eher unterbestimmt. Methodisch differenziert stellt Urs Christian Winter (69 ff.) ein vierstufiges Modell der Krisenintervention vor (Beziehungsaufbau, Diagnostik, Intervention, Abschluss), das aus der allgemeinen Kriseninterventionstheorie übernommen und mit Hinweisen auf die speziellen religiösen Bewältigungsstrategien für die pastorale Begleitung hilfreich er­weitert wird. Josef Zimmermann entwickelt ein Kriseninterventionsmodell für Schulen (Aufbau eines Krisenteams, entsprechende Interventionspläne etc.) für den Fall, dass man hier plötzlich mit dem Tod eines Schülers oder einer Lehrerin konfrontiert ist. Manfred Belok befasst sich mit den Krisen, die durch scheiternde Ehen ausgelöst werden, bezeichnet die wichtigsten Gründe für deren Scheitern (Kommunikationsdefizite und Stress), zeigt pastorale Handlungsperspektiven auf und spricht dabei auch den Konflikt zwischen der Realität von Ehen in unserer Gesellschaft und dem Unauflöslichkeitsgebot des katholischen Eheverständnisses an. Dogmatische Anmerkungen von H. Stinglhammer zur Beratung als Bestandteil der sakramentalen Ausdrucksgestalt der Kirche beschließen den Band.
Meine Einschätzung dieses Buches ist zwiespältig: Es ist natürlich unterstützenswert, dass kirchliche Mitarbeitende über den so wichtigen Bereich der Krisenintervention und Krisenbegleitung informiert werden. Genau diese Zielsetzung wird aber nur be­grenzt erreicht, weil sich mehrere Beiträge gar nicht gezielt mit dem Thema befassen, sondern allgemeine Grundlagen der Seelsorge darstellen. Neuere Entwicklungen aus Notfallseelsorge bzw. aus der auch für Seelsorge relevanten Traumatherapie werden überhaupt nicht behandelt. Insofern scheint mir der Informationsgehalt des Bandes begrenzter, als er sein müsste.