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Ausgabe:

Dezember/2008

Spalte:

1312–1313

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Petzold, Klaus]

Titel/Untertitel:

Keine Pflicht, aber Kür. Beiträge aus Theologie und Pädagogik. Festschrift für Klaus Petzold. Hrsg. v. Michael Wermke.

Verlag:

Jena: IKS Garamond 2007. 375 S. 8°. Geb. EUR 34,90. ISBN 978-3-938203-54-5.

Rezensent:

Reiner Andreas Neuschäfer

Diese Festschrift für Klaus Petzold (1992–2002 Professor für Religionspädagogik in Jena) würdigt in facettenreichen Beiträgen aus Theologie und Pädagogik die Bandbreite des Jubilars. Zahlreiche Analysen geben über unmittelbar ostdeutsche Fragestellungen und Horizonte hinaus vielfältige Einblicke und Einsichten bis hin zu einem Ökumenischen Religionsunterricht (Rainer Lachmann, 279–296) oder dem interreligiösen Lernen (Karl Ernst Nipkow, 341–363). Die Bildungsmitverantwortung der Kirche wird in den Beiträgen von Klaus-Peter Hertzsch (11–20) und Will Lütgert (133–146) eingefordert. Während Petra Pfaff das »bewegte Lernen« anhand von »Miriam am Schilfmeer« (173–190) ins Spiel bringt, fragt Uwe Becker in redaktionsgeschichtlicher Perspektive nach der Gegenwartsbedeutung alttestamentlicher Prophetentexte (21–46). Karl-Wilhelm Niebuhr stellt sich der für einen Neutestamentler ungewöhnlichen Frage, ob man Ethik lernen kann (47–57). Andrea Schulte resümiert in ihrem Beitrag zu »Religion an Thüringer Grundschulen« (191–207), dass trotz aller Globalisierung die regionalen Spezifika des religiösen Lehrens (!) und Lernens in Blick zu nehmen sind, und fordert empirische Studien, wie sie im Buch selbst für den Bereich der Sekundarstufe I von Helmut Hanisch für Sachsen (247–267) und von Hartwig Kiesow für Thüringen (147–171) vorgelegt werden. Dass neben dem Blick auf die Lernenden auch die Lehrenden in ihrer religionspädagogischen Kompetenz zu begleiten sind, verdeutlicht der Beitrag von Susanne Jeuk und Michael Wermke zu »Lehrerbildungsstandards« (99–113).
Ein eigenes Problem stellt für Martin Leiner die »Erinnerungskultur aus zweiter Hand« im Hinblick auf den Holocaust dar. Er fragt kritisch nach der Legitimität solcher Stellvertreter (65–82). Wie sehr der Schatten der NS-Zeit einen »Aufbruch zu einer problemorientierten Religionspädagogik« vorangetrieben hat, ist »auf dem Weg zum Lernen für eine bewohnbare Erde« (Ulrich Becker, 269–278) und aus den autobiographischen Ausführungen von Hans Bernhard Kaufmann herauszulesen (297–322). Nicht zufällig schließt sich gleich daran als Kontrapunkt das hoffnungsorientierte Plädoyer für die Bibel aus der Feder von Ingo Baldermann an (323–340). Lediglich zwei Beiträge tragen ebenso pointiert zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur bei: Roland Degen gibt gemeindepädagogische Einblicke »Vom Stalinismus zum Pluralismus« (235–245) und Raimund Hoenen untersucht präzise die »Christenlehre im Werk Otto Güldenbergs« (209–233). Udo Tworuschka stellt sich der Frage, wie Religionsgemeinschaften ihren nachkommenden Generationen Religion vermitteln (83–98). Nicht weniger brisant sind das »Gespräch mit dem Engel« von Michael Trowitsch (59–63) sowie die Analyse von David Käbisch zur Christologie in Religionsbüchern (115–131). Ein ausführliches Autoren- und Personenre­gister schließen ein rundum ansprechendes Buch für einen Religionspädagogen ab, der vielen Menschen hilfreiche Annäherungen, An­leitungen und Anregungen gegeben hat!