Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Oktober/1996

Spalte:

940 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Prior, Michael

Titel/Untertitel:

Jesus The Liberator

Verlag:

Sheffield: Sheffield Academic Press 1995. 228 S. gr. 8o. £ 12.50. ISBN 1-85075-524-8

Rezensent:

Oda Wischmeyer

Der Leiter des Department of Theology and Religous Studies at St Mary´s University College, Strawberry Hill, University of Surrey, legt in seiner Studie zur sog. Antrittspredigt Jesu in Nazareth ein vornehmlich methodisch konzipiertes Buch für die akademische Lehre vor. Der gewählte exemplarische Text entspricht der eigenen geistlichen Heimat des Vf.s (Vincent von Paul).

In dem weiten Rahmen gegenwärtiger Methodenerprobung (vgl. z. B. Zankapfel Bibel. Eine Bibel ­ viele Zugänge. Hg. U. Luz, Zürich 1992) hat P. besonderes Interesse an einer Verbindung ,materialistischer´ und ,spiritueller´ Aspekte einer befreiungstheologischen Schriftauslegung (16, vgl. dazu Th. Schmeller, Das Recht der Anderen. Befreiungstheologische Lektüre des Neuen Testaments in Lateinamerika. Münster 1994).

P. verfolgt einen integrativen Weg, indem er zunächst in Kap. 2-7 die üblichen exegetischen Textuntersuchungen ausführlich vorführt, wobei er besonders auf die Elia/Elisatradition hinweist, die Lk in der Interpretation von Jes 61 aufnimmt. (147 f.). Nach der lk Interpretation verkündet Jesus eine revolutionäre Botschaft (148). Kap. 7 und 8 sind der kritischen Darstellung der synchron linguistischen Interpretation und der Sozialgeschichte (diachron) gewidmet. Die gesamte Untersuchung läuft auf Kap. 9 zu: "The Invitation of Luke-Acts ­ Today" (184), in dem P. einige allgemeine Modelle kontextueller Bibelexegese vorstellt (T. Mofokeng, L. Vaage, C.N. Ateek). P. selbst akzentuiert die sozialen und politischen Dimensionen der Nachfolge (133.196). Dabei plädiert er abschließend für eine offene hermeneutische Dimension des Textes: "Jesus did not have a clearly worked out strategy whereby his disciples would transform the world... It is up to the ingenuity of his disciples, using their human skills, infused by Christian love, to carry the message forward" (196 f.). Die Hermeneutik führt hier zur Sozialethik.

Die Studie ist als exemplarisches Einführungsbuch für Theologiestudenten des englischsprachigen Raums geschrieben (10), nicht als eigener exegetischer Forschungsbeitrag. Aus deutschsprachiger Sicht fehlen einige grundlegende neue exegetische Werke, ganz besonders der Bezug auf den Lukaskommentar von F. Bovon (EKK III/1, 1989, vgl. dort die zuverlässige Literaturliste, 204-206 zum Thema).