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Ausgabe:

Oktober/1996

Spalte:

932–934

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

In Verb. m. G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Freedman, S. Talmon u. G. Wallis begr. von G. Botterweck u. H. Ringgren, hrsg. von H.-J. Fabry u. H. Ringgren

Titel/Untertitel:

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Bd. VIII., Lfg. 4. Sp. 385–781. Lfg. 5–7. Sp. 513–781

Verlag:

Stuttgart Kohlhammer 1994/95. gr. 8o. Kart. DM 66,­ u. DM 189,­. ISBN 3-17-013733-6. u. ISBN 3-17-013893-6

Rezensent:

Jan Heller

Dies ist nun die dreizehnte Besprechung dieses Werkes. Die letzte Rezension, zu Band VII, findet sich in ThlZ 119, 1994, 1072 ff., die vorletzte in ThLZ 115, 1990, 191 ff. Dort sind auch die Angaben über die früheren Besprechungen.

Wie sieht der ganze Band aus? Das Vorwort (VII-VIII) von Fabry und Ringgren bringt wichtige Angaben: Aus der 1970 geplanten Dauer des Projekts von maximal 10 Jahren ist nun doch ein Vierteljahrhundert geworden. Es wurde die stattliche Zahl von 1150 Lemmata bearbeitet. Mehr und mehr wurden die modernen Methoden der Grammatik und der Linguistik berücksichtigt sowie auch die neuesten Erkenntnisse der Epigraphik und die wachsende Publikationsfülle der Qumrantexte. Mit Band VIII endet der hebräische Teil. Es wird noch ein Band zu den aramäischen Lemmata folgen (Band IX), als dessen Hg. Dr. Kottspieper, Siegen, gewonnen wurde. Die Konzeption dieses Bandes hat er in der Zeitschrift für Althebraistik 8, 1995, 80 f. dargelegt.

Den Abschluß wird Band X bilden, der mit einem Generalregister das Wörterbuch erschließen und durch Literaturnachträge auch bei der Benutzung älterer Bände den Zugang zu gegenwärtiger Literatur erleichtern soll. Das Vorwort wendet sich mit Danksagungen an die Autoren der einzelnen Artikel, an die Mitarbeiter der beiden Redaktionsteams, an den Verifikator der Bibelstellen und an die Fachberater. Es erwähnt auch die Namen der ausgeschiedenen Autoren.

Darauf folgt das Verzeichnis der Autoren von Band VIII (S. IX) ­ mit vollen Adressen ­ und des Inhalts. Dieser Band enthält die Lemmata von sakar ­ skr bis Tarsîs ­ trsjs, ingesamt 86 Stichwörter auf 781 Spalten. Dann folgen, wie in anderen Bänden, das Verzeichnis der deutschen Stichwörter (393-397) und ein Bibelstellenregister (399-403). Die Korrigenda beziehen sich zumeist auf Band VII (405-407), nur ganz wenige auf Band VIII (408).

Der zu besprechende Band VIII enthält 86 Stichwörter, davon 49 zu und 37 zu t. Ähnlich wie schon in Band VII finden sich auch hier keine ausgesprochenen Eigennamen; Tarsîs, das letzte Stichwort des Bandes, kann man auch als appellativum auffassen. Die Länge der Artikel ist meistens angemessen, die ausführlicheren benötigen über 20 Spalten. In alphabetischer Reihenfolge sind das: slwm ­ 33, slh. ­ 34, sm ­ 47, smr ­ 22, smjm ­ 34, smc ­ 24, smr ­ 25, scr ­ 44, twrh ­ 40.

Der Vergleich mit THAT (Theol. Handwörterbuch zum AT, hg. von E. Jenni und C. Westermann, Bd. II, Zürich 1976), ergibt, daß dort, wo ThWAT 86 Stichwörter auf 781 Spalten bringt, das THAT nur 21 Stichwörter auf 150 Spalten bietet ­ ungefähr ein Viertel, ähnlich wie schon in Band VII. Keiner der in THAT gebotenen hebräischen Begriffe fehlt im ThWAT, nur hat THAT das Lemma tcb, ThWAT hat dagegen die Analyse des Verbums unter dem wohl bekannteren und wichtigeren Nomen twcbh.

Es ist kaum mehr nötig, zu betonen, daß auch hier ­ im letzten hebräischen Band ­ das ThWAT durchaus sein wissenschaftliches Niveau wahrt. Natürlich benutzt man weiter das erprobte Schema: Überschrift im Hebräischen und in der Umschrift, Ableitungen der untersuchten Wurzel, Aufteilung des ganzen Stichwortes, Bibliographie. Der Stichwortartikel an sich ist meistens folgendermaßen aufgebaut: Etymologie, auch eine hypothetische, Statistik, der konkrete Inhalt des Wortes, seine metaphorische und theologische Benutzung.

Bei einer solchen Fülle von gewichtigem Material kann man nicht alle Stichwörter in einer kurzen Besprechung analysieren. So möchte ich mich auch diesmal, übrigens ähnlich wie in meinen früheren Besprechungen, auf einen Artikel konzentrieren, bei dem es m. E. möglich wäre, noch etwas weiter zu gehen, als es die Autoren getan haben. Es handelt sich um trpjm (765-778), das vorletzte Stichwort im ganzen Band. Die Autoren K. van der Toorn und T. S. Lewis haben hier dem Leser eine tiefgreifende und vorbildliche Analyse von trpjm angeboten. Sie kommen zum Schluß, daß es sich dabei um Ahnen-Figurinen handelt. Diese Deutung, übrigens nicht neu, hier aber durchaus neu bestätigt, ist einwandfrei ­ sie paßt in die Kontexte aller Belege. Man könnte nur eine Kleinigkeit hinzufügen: An den Besitz der trpjm war höchstwahrscheinlich auch die Rechts- und Erbschaftskontinuität der Familie gebunden. Und das war wohl der tiefste Grund für Labans Zorn in Gen. 31,19-36.

Im Rahmen dieses Stichwortes behandelten die Autoren auch den in ThWAT nicht analysierten Ausdruck ´pwd (772-775). Diesem Ausdruck wurde nur im Rahmen des Stichwortes gwrl (Bd. I, 991-998) im Kontext der Instrumente der Wahrsagerei Aufmerksamkeit gewidmet. Der Autor des Stichwortes gwrl, Donnershausen (995-996), meint: "´pwd heißt auch schon in ältesten Texten ein kurzes priesterliches Kleidungsstück, das man umgürtet." So ist es nicht unnötig, daß man hier in Bd. VIII, im Stichwort trpjm, das Thema ´pwd neu erwägt. Übrigens hat schon THAT das Wort ´pwd nicht analysiert, nur im Rahmen von trpjm (Bd. II, 1058) kurz erwähnt.

Kurze, aber sachliche und informative Stichwörter über Ephod bringt RGG3 Bd. II, 521(Autor: K. Ellinger) und BHHW Bd. I, 420 (Autor: R. Smend). Beide deuten Ephod als "Gewand der Gottheit". Im Vergleich mit ihnen ist die in ThWAT gebotene Analyse viel ausführlicher und gründlicher. Sie erwähnt und wertet alle Stellen im AT, referiert über die früheren Deutungen, bleibt aber am Ende bei einer übervorsichtigen Meinung, daß Ephod "ein solider Gegenstand" gewesen sei und in Beziehung zur Bundeslade und zu Terafim stand. Das ist sicher richtig, aber doch etwas wenig.

Wenn man die angeführten Stellen überprüft, kann man m. E. doch ein Stück weiter gehen: Ephod war zwar ein Kleidungsstück, aber zäh, das nicht angehängt, sondern aufgestellt werden konnte, etwa wie ein Harnisch. Wenn der Ephod leer war, wurde er zur Wohnung und zugleich zum Kleidungsstück einer ­ meistens wohl unsichtbaren ­ Gottheit, die man in Ephod und mit Ephod zu verehren pflegte. Wenn sich ein Priester mit diesem Kleidungsstück bekleidete, identifizierte er sich mit dieser Gottheit, die dann durch seinen Mund sprach, vgl. 1Sam 23,9; 30,9.

Nun ist der wesentliche hebräische Teil von ThWAT in unseren Händen. Wir, die wir uns über ihn freuen, wissen, daß er durch den unermüdlichen Fleiß, die wissenschaftliche Akribie und ausharrende Hingabe vieler Mitarbeiter zu Ende gebracht wurde. Und wir wissen auch, daß es das größte und wichtigste Werk ist, das in unseren Tagen auf dem Gebiet der atl. Wissenschaft zur Welt kam. Herzlichen Dank und aufrichtige Glückwünsche an alle, die beteiligt waren!