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Ausgabe:

November/2008

Spalte:

1211–1213

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Gryson, Roger

Titel/Untertitel:

Répertoire Général des Auteurs Ecclesiastiques Latins de l’Antiquité et du Haut Moyen Âge. 5e édition mise à jour du Verzeichnis der Sigel für Kirchenschriftsteller commencé par B. Fischer, continué par H. J. Frede.

Verlag:

Freiburg i. Br.: Herder 2007. Tome I: Introduction. Répertoire des auteurs A–H. 476 S. gr.8° = Vetus Latina, I/1. Lw. EUR 88,00. ISBN 978-3-451-00134-5. Tome II: Répertoire des auteurs I–Z. Auteurs sans sigle propre. Tables. 510 S. gr.8° = Vetus Latina, I/2. Lw. EUR 82,00. ISBN 978-3-451-00137-6.

Rezensent:

Gert Haendler

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Vetus Latina 2007. 51. Arbeitsbericht der Stiftung. 40. Bericht des Instituts. Hrsg. v. der Stiftung Vetus Latina. Red.: R. Gryson u. B. Steimer. Freiburg i. Br.: Herder 2007. 32 S. 8°. Kart.


Über den 50. Stiftungsbericht zur Vetus Latina 2006 hatte die ThLZ 132 (2007), 956–958 informiert, eine neue Lieferung zu Bd. 7/3 (Ester) war herausgekommen. Im Jahr 2007 ist offenbar keine Lieferung erschienen. Der 51. Bericht über die Stiftung kann aber feststellen, dass »die finanzielle Situation der Stiftung als gut geordnet« zu bezeichnen sei (5). Der Forschungsbericht von Roger Gryson bringt zehn Einzelberichte, davon fünf in französischer, drei in deutscher und zwei in englischer Sprache. Details über mehrere patristische Forschungen sind indirekt auch ein Grund, warum neue Lieferungen für die Vetus Latina nicht fertig wurden. Termine für das Erscheinen neuer Lieferungen sucht man vergeblich.
Bonifatia Gesche hat 2005 den Vetus-Latina-Text des Buches Ruth vorgelegt (Bd. 4/5) und arbeitet nun am Text des Buches Es­dras (Bd. 6/2). Sie hofft, dass der 1. Faszikel mit der Einleitung und den ersten beiden Kapiteln »wohl in einer nahen Zukunft in Druck gehen« werde (7). Ausführlich erklärt sie das Verhältnis zum Text der Vulgata (7–10). Kürzer ist der Bericht über die Arbeit von Jean-Marie Auwers am Buch Tobit (Bd. 7/1). Er nennt zwei Forschungen aus den Jahren 2004 und 2006 (10 f.). Pierre-Maurice Bogaert beschäftigt sich mit dem Buch Judith und nennt neuere Arbeiten – jedoch keinen Termin für eine neue Lieferung. Jean-Claude Haelewyck bereitet die 4. Lieferung des Buches Hester vor (Bd. 7/3) und schildert spezielle Probleme in Est 4,7–4,17 (12–14).
Im Kloster Beuron wurden zwei Bände bearbeitet. Eva Schulz-Flügel hatte 1991 die 1. Lieferung für das Hohelied (Bd. 10/1) vorgelegt, dazu übernahm sie die Verantwortung für das Buch der Ecclesiastes, für dessen Bearbeitung sie günstige Voraussetzungen sieht: »Der Kommentar des Hieronymus zum Buch Ecclesiastes aus dem Jahr 388 gewährt auf besondere Weise einen Blick auf die Entwick­lung sowohl der Übersetzung wie auch der Kommentarmethode dieses Autors« (15 f.). Außer einer Edition des Canticum-Kommentars des Justus von Urgel (Mitte 6. Jh.) wurde auch »der zweite Faszikel des Canticum cantorum zum Druck vorbereitet« (16).
Zur Fortsetzung der Arbeit am Buch Sirach/Ecclesiastes (Bd. 11/2) wurde Anthony J. Forte gewonnen, »professeur de grec biblique à l’Institut biblique pontifical« in Rom. Die Terminzusage klingt vorsichtig: »Le P. Forte a obtenue de bénéficier en 2007/08 d’une année sabbatique, qu’il passera à Tübingen, donc à proximité immédiate de Beuron« (17). Die Aussichten auf neue Lieferungen sind jedoch günstig, denn Walter Thiele, der älteste Mitarbeiter des Buches Sirach, will sein reich gesammeltes Material zur Verfügung stellen und hat seine persönliche Hilfsbereitschaft erklärt (17).
Für das Neue Testament gibt es Bemühungen an drei Texten. In Birmingham arbeiten vier Spezialisten am Johannesevangelium (Bd. 19). Sie melden gute Fortschritte: »The first edition of the Electronic Edition of the Old Latin Manuscripts of John, prepared as part of the Verbum Project, will go online at the end of September 2007« (17). Ein Bericht sollte im November 2007 gegeben werden (18). Wilhelm Blümer (Mainz) schildert erhebliche Probleme bei der Arbeit an der Apostelgeschichte (Bd. 20). Bisher wurden fünf Texttypen herauskristallisiert. »Weitergehende Klärung kann erst auf der Basis einer größeren Materialgrundlage und systematischen Beobachtung der jeweiligen Zuordnung einzelner Zeugen erfolgen« (20). Für den 1. Korintherbrief (Bd. 22) hatte Uwe Fröhlich drei Lieferungen 1995–1998 vorgelegt. Wie schon im Vorjahr gibt Jeff Kloha Einblicke in seine Arbeit am 1. Korintherbrief, ohne jedoch Fröhlich zu erwähnen. Das Concordia Seminary St. Louis hat für Klohas Arbeit eine Freistellung von sechs Monaten vorgesehen (21).
Roger Gryson berichtet von den Bemühungen um die Rekonstruktion eines verlorenen Kommentars zur Apokalypse von Tyconicus. Seine Pläne hängen eng mit verschiedenen anderen Forschungen zusammen, die noch Jahre beanspruchen werden. Zuletzt verweist Gryson auf die 5. Auflage der Biblica Sacra Vulgata, die im August 2007 von der Deutschen Bibelgesellschaft vorgelegt wurde, sowie auf die 5. Auflage des Répertoire des ancien auteurs ecclésiastiques, auf die hier noch näher einzugehen sein wird.
Das zweibändige Répertoire général ist eine erweiterte Neuauflage des bisher unter dem Titel »Kirchenschriftsteller – Verzeichnis und Sigel« bekannten Werkes, dessen 4. Auflage Hermann Josef Frede 1995 in Beuron abgeschlossen hatte. Gryson schloss die 5. Auflage 2007 in Louvain-la-Neuve ab. Die kirchliche Druckerlaubnis für die 4. Auflage findet sich in der 5. Auflage nicht mehr. Das neue Werk liegt in zwei Sprachen vor. Die alte Einführung von Bonifatius Fischer, die Frede in die 4. Auflage übernommen hatte, wird erneut abgedruckt (30–43), davor steht jene französische Übersetzung, die schon in der 4. Auflage gestanden hatte (15–29). Dem Avant-propos von Gryson (5–9) folgt die deutsche Übersetzung von Hugo Eymann (10–14). Darin wird festgestellt: Das Repertorium »ist nicht ein Literaturverzeichnis, das sich darauf beschränkt, laufend die neuen Titel zu registrieren, sondern es wählt jene Ausgabe aus, die nach unserem Urteil die bessere ist, und diese ist nicht zwangsläufig die zuletzt erschienene« (10).
Man erinnert daran, dass das überarbeitete Werk schon »seit der 3. Auflage von 1981 sich nicht mehr auf die als solche erkannten Überlieferungsträger von Bibelzitaten beschränkt, deren Abgrenzung ohnehin meist Schwierigkeiten bereitet « (11). Zur zeitlichen Abgrenzung liest man: »Im Gegensatz zur Vulgata, die in der karolingischen Epoche zum Standardwerk der Bibel wird, richtet sich die Ausgabe der Vetus Latina auf die altlateinischen Bibeltexte. Daher finden die Schriften nach 800 grundsätzlich keine Berücksichtigung mehr. Indes werden die alten Übersetzungen noch im 9. und sogar 10. Jahrhundert von bestimmten Autoren zitiert; diese werden freilich im Repertorium aufgeführt wie ebenso einige exegetische Schriften des 9. Jahrhunderts, die für die Überlieferungsgeschichte des alten Bibeltextes von besonderer Bedeutung sind« (11).
Eine wichtige Quelle fehlt: die Libri Carolini, die 790 mit Hilfe von Bibelstellen das 787 in Nicäa beschlossene Dogma über die Bilderverehrung bekämpften. Ann Freeman brachte den Text 1998 neu heraus als »Opus Caroli regis contra synodum (Libri Carolini)« in den Monumenta Germaniae Historica – Concilia II, Supplement I. Abschnitt II im Anhang geht auf die Bibeltexte ein (567–575). Erneut wird die Auffassung vertreten, dass die Bibelzitate aus einer spanischen Liturgie stammen und zur Vetus Latina zu rechnen sind. Man erinnert an »eine kurze Durchsicht des Materials des Vetus-Latina-Instituts in Beuron«, die deutlich machte, »daß die Kirchenväter und ihre Nachfolger nur selten Bibelstellen zitieren, die nicht in der Liturgie vorkommen« (567).
Durch die Zunahme des Materials wuchs das Répertoire auf zwei Bände an. Schon die 1049 Seiten der 4. Auflage von Frede 1995 waren kaum noch in einem Band unterzubringen gewesen. Die Materialaufteilung auf zwei Bände wird den Benutzern die Arbeit erleichtern. Das bewährte Nachschlagewerk wird von den Fachleuten weiter dankbar genutzt werden auch unter dem französischen Titel. Deutlich wird auch an dieser Stelle, dass Beurons zentrale Bedeutung abgenommen hat. Die internationale Ausweitung der Arbeit am Vetus-Latina-Projekt ist jedoch notwendig und zu begrüßen.