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Ausgabe:

Juli/August/2008

Spalte:

836–837

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Schneider, Hans

Titel/Untertitel:

Der fremde Arndt. Studien zu Leben, Werk und Wirkung Johann Arndts (1555–1621).

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006. 288 S. gr.8° = Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, 48. Geb. EUR 59,90. ISBN 978-3-525-55833-1.

Rezensent:

Peter Schicketanz

Der Band enthält acht Aufsätze aus zwei Jahrzehnten (1982–2002), die bereits gedruckt vorliegen. Das sind: Johann Arndt und die makarianischen Homilien; Johann Arndt und Martin Chemnitz (Zur Quellenkritik von Arndts Ikonographie); Johann Arndt als Lutheraner?; Johann Arndts Studienzeit; Johann Arndt als Paracelsist; Johann Arndts ›verschollene‹ Frühschriften (mit zwei Beilagen: De antiqua philosophia [?], 190–192, und Bericht von den Weisen aus dem Morgenlande, 192–195); Johann Arndts ›Vier Bücher von wahrem Christentums‹ (Offene Fragen der Quellen- und Redaktionskritik); Johann Arndt und die Mystik. Zwei Aufsätze kommen neu hinzu: Eine kurze Ergänzung und Korrektur des Aufsatzes über die Studienzeit Arndts (130–134), zum anderen der letzte Aufsatz: Arndt-Rezeption im Täufertum (247–256). Dem Band sind zwei wichtige Beigaben hinzugefügt: Eine Zeittafel über seinen Lebenslauf einschließlich der Drucke in seiner Lebenszeit (256–264) und die Arndt-Literatur von 1627 bis 2005 (265–278), nicht alphabetisch, sondern chronologisch geordnet. Eine ursprünglich geplante Arndtbibliographie wurde aus Platzgründen vertagt. S. zählt bis zum Ende des 19. Jh.s 300 Ausgaben (197). Ein Personenregister erleichtert die Erschließung des Buches.
Die Aufsätze dokumentieren, dass die Arndtforschung eine große Baustelle ist, wo noch vielerlei Unklarheiten herrschen, die weiterer Forschung bedürfen. Die letzte Biographie Arndts stammt von 1838 von Friedrich Arndt. Eine Detailfrage, ob Arndt in Wittenberg studiert hat, bleibt auch für S. immer noch offen. Er diskutiert dies ausführlich und nimmt an, dass Arndt in Wittenberg Medizin studiert habe (107). In dem anschließenden Aufsatz neigt er zur These, dass Arndt von Helmstedt direkt nach Straßburg und dann erst nach Basel gegangen sei (131), also nicht in Wittenberg war. Insofern wird in der biographischen Zeittafel ein Studium in Wittenberg gar nicht mehr erwähnt (257).
S. leistet an vielen Stellen der Arndtforschung Pionierarbeit, weil die Beantwortung der theologiegeschichtlichen Einordnung, wie er sie auf S. 197 zusammenfassend auflistet, zurzeit noch nicht möglich ist, weil viele einzelne Grundfragen ungeklärt sind. Aber S. leistet hier eben an mehreren Stellen die Vorarbeiten für eine zusammenfassende Biographie, die wir hoffentlich aus seiner Fe­der irgendwann bekommen können.