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Ausgabe:

März/1997

Spalte:

242 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Dohmen, Christoph

Titel/Untertitel:

Vom Umgang mit dem Alten Testament.

Verlag:

Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1995. 128 S. 8° = Neuer Stuttgarter Kommentar ­ Altes Testament, 27. Kart. DM 29,­. ISBN 3-460-07271-7.

Rezensent:

Joachim Conrad

Mit dem vorliegenden Ergänzungsband zu der von ihm selbst herausgegebenen Kommentarreihe hat sich der Vf. das Ziel gesetzt, zu einem Gesamtverständnis des Alten Testaments als des einen Teils der christlichen Bibel hinzuführen und damit den Rahmen für die Auslegung der alttestamentlichen Bücher in den Einzelkommentaren abzustecken. So geht er nach einer diesbezüglichen Einführung zunächst auf die Problematik von Übersetzungen des Alten Testaments ein, wobei er von den alten Übersetzungen vor allem die Septuaginta heranzieht, sich dann aber ausführlicher mit dem Luthertext und bekannten deutschen Übersetzungen dieses Jahrhunderts befaßt und an ausgewählten Textbeispielen die Möglichkeiten und Grenzen von Übersetzungen demonstriert. In einem weiteren Kapitel thematisiert er die Komplexität des Alten Testaments als einer Sammlung sehr unterschiedlicher Schriften, deren Entstehungsgeschichte nur annäherungsweise erschlossen werden kann, sowie deren Zusammenfassung zum Kanon, wobei er insbesondere die Prinzipien, die für die Bildung des hebräischen Kanons und der Septuaginta maßgeblich sind, vorführt. Im Anschluß daran gibt er einen kritischen Überblick über die verschiedenen Positionen zur Bestimmung des Verhältnisses von Altem und Neuem Testament aus christlicher Sicht. Je ein Kapitel ist dem Problem der Inspiration und den exegetischen Methoden gewidmet, wobei außer den klassischen Methoden besonders auf die kanonische Schriftauslegung und die jüdische Exegese verwiesen und im Blick darauf der Schluß gezogen wird, daß neben dem "Textsinn", für dessen Erhellung die historisch-kritischen Methoden unerläßlich sind, auch der "Rezeptionssinn" und mithin die Auslegungsgeschichte, und nicht nur die christliche, bedacht werden muß.

Im letzten Kapitel nimmt der Vf. noch einmal grundsätzlich zur Frage nach dem Verhältnis der beiden Testamente und der Bedeutung des Alten Testaments Stellung. Er betont, daß das Neue Testament nicht ohne das Alte verständlich ist und daß darüber hinaus die Anordnung der beiden Testamente eine "Leserichtung" intendiert, durch die angezeigt wird, daß das Alte als Ausgangspunkt und Grundlage aller Bibellektüre zu gelten hat und daß in dessen Licht zunächst auch das Neue Testament gelesen werden muß. Freilich ist danach zugleich ein Rückgang vom Neuen zum Alten Testament erforderlich, so daß dann umgekehrt das letztere im Licht des ersteren und mithin zweimal zu lesen ist. Nur so wird der Tatsache, daß das Alte Testament als Ganzes Teil der christlichen Bibel ist und in dieser an erster Stelle steht, sachgemäß Rechnung getragen. Als Anhang sind dem Buch Stellungnahmen zum Alten Testament in Dokumenten der katholischen Kirche, ein Verzeichnis weiterführender Literatur und Tabellen zur Einteilung des Alten Testaments in jüdischer und christlicher Tradition beigegeben.

Dem Vf. ist es zweifellos gelungen, in knapper Form und auf gut verständliche Weise in die wichtigsten Probleme der Hermeneutik des Alten Testaments einzuführen und trotz des begrenzten Raumes auch die Diskussion in der Forschung angemessen zur Sprache zu bringen. Das Buch ist daher vor allem fachlich nicht vorgebildeten Lesern, für die die Kommentarreihe als Ganze gedacht ist, zu empfehlen, bietet aber auch dem Fachvertreter manche Anregungen. Zum letzten Kapitel wäre allerdings zu vermerken, daß der Vf. auf die Frage, was es denn bedeutet, das Alte Testament auch im Licht des Neuen zu lesen, nicht näher eingeht und damit am Ende offenläßt, wie das Verhältnis der beiden Testamente genauer zu bestimmen ist.