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Ausgabe:

Mai/1997

Spalte:

504 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Früchtel, Ursula, Ohla, Astrid, u. Kerstin Othmer-Haake

Titel/Untertitel:

Tod und Auferstehung. Das Thema im Unterricht der Kirche und der Schule.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996. 352 S. m. zahlr. Abb. u. Textblättern, 2 Farbtaf. gr.8°. DM 68,­. ISBN 3-525-61263-X.

Rezensent:

Christian Grethlein

Der stark praxisorientierte Band widmet sich einem zentralen, gleichwohl religionspädagogisch oft gemiedenen Thema: Tod und Auferstehung. In einem kurzen Einleitungskapitel (11-22) wird durch die Differenzierung von Erkenntnis und Bekenntnis sowie Auferstehung Jesu und Auferstehung der Toten knapp eine auch didaktisch wichtige Grundstruktur herausgearbeitet.

Dazu weisen die Autorinnen auf die Notwendigkeit hin, bei Überlegungen zum Unterricht auf den jeweiligen Lernort, hier schulischer Religionsunterricht und gemeindlicher Konfirmandenunterricht, zu achten. Leider wird dieser Gesichtspunkt nur stichpunktartig skizziert. Didaktisch wichtige Differenzen wie etwa die Unterschiedlichkeit in der Homogenität der Unterrichtsgruppe ­ am Konfirmandenunterricht nehmen meist Jugendliche aus verschiedenen Schularten teil ­ bleiben ungenannt und unbedacht.

Der erste Hauptteil (23-106) widmet sich dem Konfirmandenunterricht. Überzeugend und vielfältig anregend tragen die Vff. einen symboldidaktisch am Kontrast "Licht ­ Finsternis" orientierten Entwurf für das 2. Konfirmandenjahr vor. Besonders beachtlich erscheint hierbei die vorgeschlagene enge Verbindung mit dem liturgischen Leben der Gemeinde. So empfiehlt das Modell u. a. Besuche von Tauf- und Bestattungsgottesdiensten sowie einer Osternacht und weist ihnen didaktische Schlüsselfunktion im gesamten Unterricht zu.

Bei näherem Hinsehen könnten manche Vorschläge gerade im liturgischen Bereich durch stärkere Beachtung vorliegender theoretischer und praktischer Vorarbeit noch gewinnen. Dies schmälert aber nicht die grundsätzliche Bedeutung eines solchen Ansatzes für den Konfirmandenunterricht. Dazu wird auf wichtige biblische Texte verwiesen, die in ihrer symbolischen Sprache die Möglichkeit bieten, personenbezogenes und biblisches Lernen miteinander zu verbinden.

Der zweite Hauptteil (107-346) präsentiert vier ausgearbeitete Unterrichtseinheiten zu den Themen "Tod im Leben", "Tod im Tod", "Leben im Tod" und "Leben im Leben", die didaktisch aufeinander aufbauen, aber auch je für sich unterrichtet werden können. Für Studierende vorbildlich sind sie jeweils übersichtlich in: 1. Sachstruktur, 2. Intentionen, 3. Didaktische Struktur, 4. Die Stunden der Unterrichtseinheit, 5. Didaktischer Kommentar und 6. Materialien gegliedert. Offensichtlich setzen die Vff. hier eine 9. bzw. 10. Klasse des Gymnasiums voraus. Die interessante Idee, mittels einer Parabel unterschiedliche Formen des Ineinanders von Tod und Leben darzustellen, erfordert in ihrer Formalisierung eine erhebliche Abstraktionsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler.

Dies ist überhaupt ­ auch beim Vorschlag zum Konfirmandenunterricht ­ ein Grundzug der Modelle. Sie setzen Unterrichtsgruppen voraus, die zu Transferleistungen in der Lage sind sowie die Fähigkeit zum symbolischen Denken und zur längeren Konzentration auf ein Thema besitzen. Allerdings ist das Studium der Modelle auch für Lehrer und Lehrerinnen bzw. Pfarrer und Pfarrerinnen von Nutzen, die in Haupt- oder Sonderschulgruppen o.ä. unterrichten. Hier kann es der Selbstklärung dienen und bei der didaktischen Grundlagenreflexion helfen.

Es wäre schön, wenn dieses Buch dazu beitrüge, das Zentrum christlichen Glaubens wieder in die Mitte des Religions- und Konfirmandenunterrichts zu rücken ­ vielleicht auch dadurch, daß für intellektuell weniger ansprechbare Gruppen geeignete Modelle entwickelt und publiziert werden. Die Erfahrungen im Bereich der Integrationspädagogik könnten hier vor allem für die Konfirmandenarbeit anregend sein.