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Ausgabe:

Mai/1997

Spalte:

466

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Stroumsa, Guy G.

Titel/Untertitel:

Hidden Wisdom. Esoteric Traditions and the Roots of Christian Mysticism.

Verlag:

Leiden-New York-Köln: Brill 1996. XII, 195 S. gr.8° = Studies in the History of Religions, 70. Lw. hfl. 110.­. ISBN 90-04-10504-2.

Rezensent:

Manfred Heim

Vorliegendes Buch beinhaltet zehn in den Jahren 1986-1995 an verschiedenen Orten bereits erschienene Einzelstudien Stroumsas zu den esoterischen Überlieferungen des frühen Christentums, ihren Ursprüngen und Veränderungen innerhalb der "patristischen Hermeneutik" des Westens und Ostens. Demnach seien diese Traditionen, welche die Grundlage für den sich erst in der Spätantike herausbildenden christlichen Mystizismus bildeten, nicht etwa auf den Einfluß der mystischen Religionen des antiken Griechenland zurückzuführen, sondern "aus dem jüdischen Hintergrund des Christentums" heraus zu betrachten. Daß diese Überlieferung von verschiedenen gnostischen Lehren übernommen wurde, könne auch ihr allmähliches Verschwinden aus der patristischen Literatur erklären.

Die zehn den Titeln der publizierten Aufsätze entsprechenden Kapitel behandeln nach einer konzisen, den recht komplizierten Gegenstand präsentierenden Einführung (1-9) die verschiedenen Aspekte der "verborgenen Weisheit", die Zusammenhänge zwischen esoterischer Überlieferung und den Ursprüngen des Christentums. Dabei werden zunächst die "geheimen Lehren" behandelt, die im gesamten Frühchristentum begegnen, und deren Wurzeln im Judentum aufgedeckt (Kap. I: Myth as Enigma: Cultural Hermeneutics in Late Antiquity, 11-26). Das zweite Kapitel enthält die Hauptthese des Vf.s, wonach sich schon im frühen Christentum eine esoterische Tradition nachweisen lasse (Paradosis: Esoteric Traditions in Early Christianity, 27-45).

Die folgenden Abschnitte behandeln die Esoterik bei den als Gnostiker bezeichneten Gruppen, ihre Übernahme aus dem Frühchristentum, ihre Weiterentwicklung und ihr Verschwinden (Kap. III: Gnostic Secret Myths, 46-62) sowie esoterische Traditionen in der manichäischen Literatur (Kap. IV: Esotericism in Mani’s Thought and Background, 63-78), bevor ein weiteres Kapitel die Orthodoxie in Juden- und Christentum des 2. Jahrhunderts und die damit verbundene "Zensur" der esoterischen Texte und Traditionen darstellt (Kap. V: The Body of Truth and its Measures: New Testament Canonization in Context, 79-91). Warum das Christentum der Esoterik ablehnend gegenüberstand, versucht das sechste Kapitel zu erhellen (Kap. VI: Moses’ Riddles: Esoteric Trends in Patristic Hermeneutics, 92-108). Die letzten vier Abschnitte behandeln Origenes und Klemens von Alexandrien, ihren "neuen Mystizismus" bzw. ihre "neue Christlichkeit" (Kap. VII: Clement, Origen and Jewish Esoteric Traditions, 109-131), Augustinus und seine Mystik als Kampf gegen die Vorstellung der "arcana Dei" (Kap. VIII: Milk and Meat: Augustine and the End of Ancient Esotericism, 132-146), den Übergang esoterischer Tradition zum Mystizismus (Kap. IX: From Esotericism to Mysticism in Early Christianity (147-168) und schließlich die "paradoxe Konzeption" des mystischen Abstiegs (Kap. X: Mystical Descents, 169-183). Indices der Sachen, Namen und Schriftstellen (187-191) erschließen dieses dem Thema zweifellos neue Wege weisende Werk.