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Ausgabe:

Mai/1997

Spalte:

439

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

O’Connell, Robert H.

Titel/Untertitel:

The Rhetoric of the Book of Judges.

Verlag:

Leiden-New York-Köln: Brill 1996. XIX, 541 S. gr.8° = Supplements to Vetus Testamentum, 63. Lw. hfl. 257.25. ISBN 90-04-10104-7.

Rezensent:

J. A. Soggin

Der Vf. bietet in diesem Band eine Art systematisch und literarisch gestalteten Kommentar zum Richterbuch. Das auch in anderen Aufsätzen von ihm gebrauchte Wort "rhetoric" wird folgendermaßen definiert: "The term ’rhetoric’ is understood to refer to the ideological purpose or agenda of the Judges compiler/redactor with respect to the implied readers of the book" (1). Daß diese Bedeutung im Oxford Dictionary nicht belegt ist, soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Ähnliches gilt für das oft gebrauchte französische Wort «dénouement», "Auflösung, Entscheidung", dem in der Arbeit ein spezieller, doch nicht erklärter Sinn beigemessen wird.

Der Vf. nimmt es als selbstverständlich an, daß ab 2,6 das Werk ein offensichtlich dtr, doch immer ideal-monarchisch, mit Bezug auf II Sam 1-4, orientiertes Interesse aufweist (außer in 18,31b, S. 334). Es ist dem Rez. aber nicht klar geworden, ob damit auch eine Datierung der verschiedenen Abschnitte versucht wird; vgl. aber S. 329 ff., wo jedoch die betreffenden Fragen eigentlich offen bleiben. Der Vf. sieht das Richterbuch als eine Art Legitimation des davidischen Königtums gegenüber dem von Saul. Will er damit auch das Alter der betreffenden Stellen des DtrG behaupten, entgegen der heute allgemein übliche Spätdatierung des Werkes? Dies ist dem Rez. nicht deutlich geworden.

Nun möchte der Rez. hier nicht den Eindruck erwecken, er vertrete eine negative Einstellung zum Werk: Es handelt sich um einen grundlegenden Beitrag zur Erforschung des Richterbuches. Der Vf. zeigt nämlich eine außerordentliche Kenntnis sowohl der verschiedenen Probleme, wobei die vorgeschlagenen Lösungen annehmbar sind, als auch der Literatur (486-504) und bietet, wäre es nur deswegen, ein unerläßliches Werkzeug für den Exegeten und den Historiker ­ dies ferner auch, last but not least, wegen seiner Untersuchungen zu den alten Übersetzungen (369-384), zur Redaktion (433-437) und zum Text im Allgemeinen (439-485).